Ein neuer Kaffee-Player hat Berlin übernommen. Überall sind in den vergangenen Monaten und in rasanter Geschwindigkeit die kleinen Läden mit knallblau-silbernem Corporate Design aufgeploppt. 14 Stores gibt es jetzt in Berlin – »in your Kiez«, wie es auf der Website heißt, tendenziell konzentriert auf die Stadtteile Prenzlauer Berg, Neukölln, Kreuzberg, Mitte –, in München gibt es auch schon vier Filialen, und auch Hamburg soll nachziehen. Das Interieur ist clean, geradlinig; die Kundinnen und Kunden halten sich eher vor, als in den Cafés auf, denn drinnen ist kaum Platz und der Coffee to go im blauen Pappbecher angesagter.
»Life among people« – dafür steht die Abkürzung »LAP« in den »LAP Coffees«. Hinter dem wenigsagenden Kalenderspruch steckt der Website und der Wanddekoration in den Geschäften zufolge eine große Vision. Die Cafés sollen ein Ort für Gemeinschaft – beziehungsweise »Community« – sein, Neugier und Kreativität – »curiosity and creativity« – sollen gefördert werden. Hinter dem schnellen Erfolg stecken nicht nur riesige Investoren, sondern auch ein weitaus exklusiveres Geschäftsmodell, als die Kette gerne behauptet.
Eine Frage des Preises
Kaffee ist für viele unbezahlbar geworden. Im Supermarkt kosten selbst die weniger fancy Kaffeesorten mindestens 12 Euro pro Kilogramm; oft zahlt man bis zu 20 Euro. Im Schnitt ist Kaffee im Juni dieses Jahres um 45 Prozent teurer gewesen als noch im Jahr 2020, das hat das Statistische Bundesamt ausgewertet. Wie bei immer mehr Preisexplosionen, ist auch hier der mit Dürre einhergehende Klimawandel schuld.
Deshalb, und wegen steigender Personalkosten und Mietpreise, bekommt man in einem üblichen Berliner Café im Jahr 2025 oftmals nichts unter 3,50 Euro. Nicht bei LAP: Hier kostet der Espresso 1,50 Euro, der Cappuccino 2,50 Euro. Und selbst der sonst deutlich höherpreisigere Matcha-Latte ist für 4 Euro zu haben. Das ist deshalb möglich, weil der Kaffee, der von einem anderen Berliner Startup namens 19grams beziehungsweise Tres Cabezas GmbH stammt, nicht aus der Siebträgermaschine, sondern aus dem Vollautomaten kommt. Damit sparen die Cafés vor allem an Personalkosten, aber eben auch an Qualität. Ob einem der Filterkaffee reicht, oder es doch der pre-infused Espresso aus dem Siebträger sein muss, ist Geschmackssache. Doch erste Cafés in Berlin befürchten bereits einen durch LAP ausgelösten Preisdruck, mit dem nicht alle mithalten könnten.
Schnelle Expansion, schneller Verkauf?
LAP mag in Berlin entstanden sein – allerdings mit viel Geld von internationalen Geldgebern. Gegründet haben LAP die in der Startup-Szene bekannten Ralph Hage und Tonalli Arreola. Vorige Stationen der beiden waren unter anderem die Lieferdienst-Startups Flink und Yababa (mittlerweile insolvent). Sie sind auch gleichzeitig Geschäftsführer anderer Venture-Capital-Firmen. LAP heißt offiziell gar nicht so, sondern Micro Retail Technologies (MRT) GmbH. Und der eingetragene Unternehmenszweck verrät, in welche Richtung es mit MRT/LAP gehen soll: »Entwicklung und Betrieb von digitalisierten und automatisierten Verkaufsstellen für den Einzelhandel.«
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