Guten Morgen,
diese Woche soll es »das erste inoffizielle Zwischenzeugnis« für Bundeskanzler Friedrich Merz geben. Denn das zweite Quartal von Merz' Kanzlerschaft geht zu Ende, und gleichzeitig erscheinen auch neue Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt. Auch wenn diese Zahl weder ein Indikator für gutes noch für schlechtes Regierungshandeln ist, hat das BIP Folgen. Sollte Deutschland wieder in die Rezession rutschen, dürfte die Kürzungsdebatte weiter Fahrt aufnehmen – mit all ihren sozialen und wirtschaftlichen Folgen.
Die wirtschaftlich wichtigsten Termine der Woche sind:
- Montag und Dienstag, 27. und 28. November: Neues Geschäfts- und Konsumklima
- Mittwoch und Donnerstag, 29. und 30. November: Zinsentscheide von FED und EZB
- Donnerstag, 30. November: Das letzte Rezessionsquartal?
Montag und Dienstag, 27. und 28. November: Neues Geschäfts- und Konsumklima
Diese Woche werden erneut das Geschäftsklima (Montag) und das Konsumklima (Dienstag) vom ifo-Institut in München veröffentlicht. Während für das Geschäftsklima eine Stagnation auf niedrigem Niveau erwartet wird, scheint sich das Konsumklima leicht zu verbessern. Im September war das bessere Konsumklima durch einen Sprung der Einkommenserwartung getrieben, die zuvor sprunghaft gesunken war. Angesichts mäßiger Wirtschaftszahlen und Kürzungsdebatten ist fraglich, worin dieser Anstieg begründet liegt. Gleichzeitig haben sich Sparneigung sowie Anschaffungsneigung weiter verschlechtert – was ebenfalls auf die Konsumlaune drückt.
Mittwoch und Donnerstag, 29. und 30. November: Zinsentscheide von FED und EZB
Am Mittwoch entscheidet die Fed über die Zinssätze der USA. Den Prognosen zufolge dürfte die Fed den Zins von 4,25 auf 4 Prozent senken, also um 0,25 Prozentpunkte. Das wäre die zweite Zinssenkung in Folge – und eine, die Donald Trump lange eingefordert hat. Damit dürfte sich der Konflikt zwischen Trump und der Fed zumindest kurzfristig etwas entspannen. In der Eurozone hingegen dürfte der Unmut über die Zinspolitik zunehmen. Denn bei der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag wird eine Beibehaltung von 2,15 Prozent erwartet. Damit würde sich die Zinspause seit Juni weiter verlängern. Doch gerade hier wäre eine Senkung angebracht, um die Wirtschaft anzukurbeln – besonders, wenn die Bundesregierung dies nicht über ein Konjunkturpaket schafft.
Donnerstag, 30. November: Das letzte Rezessionsquartal?
Am Donnerstag veröffentlicht das Statistische Bundesamt eine neue BIP-Schätzung für das dritte Quartal. Anstatt des erhofften leichten Aufschwungs könnte Deutschland erneut in eine Rezession rutschen, wenn das BIP zwei Quartale hintereinander schrumpft. Derzeit liegt die Prognose für das Quartal bei -0,1 Prozent. Real wirkt es sich nicht stark aus, ob es +0,1 oder -0,1 % sind, aber politisch hat das Folgen: Die Bild-Zeitung macht aus dieser BIP-Schätzung schon im Voraus »das erste inoffizielle Zwischenzeugnis«. Im Zuge dessen wird bereits unterschiedlichen Akteuren mit weiteren Kürzungen gedroht, sei es bei sozialstaatlichen Leistungen oder bei ordnungsrechtlichen Vorgaben für Konzerne. Carsten Linnemann sagte der Bildzeitung: »›Mittelstand first‹ muss jetzt die Devise lauten. Alles andere muss hinten angestellt werden.«
Doch diese Diagnose, die Probleme auf der Angebotsseite nahelegt, ist schlicht falsch. Vielmehr geht es gerade um einen akuten Nachfragemangel. Wer also die Wirtschaft in Schwung bringen will, bräuchte eigentlich ein »Entlastungspaket first«. Es könnte aussehen, wie es Surplus-Herausgeber Maurice Höfgen kürzlich beschrieb: Statt Kürzungen »braucht es das Gegenteil: ein klassisches Konjunkturprogramm, Entlastungen für kleine und mittlere Geldbeutel. Streicht die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel, streicht die Mehrwertsteuer auf Bahnfahrten, senkt die Sozialabgaben, erhöht den Kinderzuschlag, macht das Deutschlandticket günstiger, senkt die Stromsteuer für Verbraucher, führt ein Klimageld ein.«

Weitere wichtige Wirtschaftstermine diese Woche:
- Mittwoch, 29. Oktober, DIW Konjunkturbarometer
- Donnerstag, 30. Oktober: Das Bundeskabinett tagt
- Donnerstag, 30. Oktober: Trump und Xi treffen aufeinander (Asia-Pacific Economic Cooperation summit)
- Donnerstag, 30. Oktober: Neue Inflationszahlen
- Freitag, 30. Oktober: Neue Arbeitslosenzahlen

Ich hoffe, dass Dir dieser Newsletter einen guten Überblick über die kommende Woche gegeben hat. Falls er Dir gefallen hat, unterstütze Surplus gerne mit einem Magazin-Abo und schick diesen Newsletter gerne weiter.
Einen guten Start in die Woche
Lukas Scholle

