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diese Woche ist es so weit: Der Bundeshaushalt für 2025 wird beschlossen. Im vergangenen Jahr zerbrach die Ampelregierung daran. Seitdem hat sich nicht nur die Lage des Welthandels grundlegend verändert, sondern auch die Stagnation in Deutschland fortgesetzt und die Schuldenregeln wurden grundlegend geändert.
Die wirtschaftlich wichtigsten Termine der Woche sind:
- Ab Dienstag, 16. September: Der Haushalt nach der Ampel
- Dienstag, 16. September: Nullrunde bei den Stahl–Löhnen?
- Mittwoch, 17. September: FED-Zinsentscheid
Ab Dienstag, 16. September: Der Haushalt nach der Ampel
In dieser Woche wird nun der Haushalt verabschiedet, an dem die Ampel zerbrochen ist. Umso spannender ist ein grober Vergleich, wie er sich verändert hat. Am 10. September 2024 brachte Christian Lindner (FDP) den ersten Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt 2025 im Bundestag ein. Am 18. September 2025 dürfte nun ein grundsätzlich anderer Haushaltsentwurf für 2025 beschlossen werden. Hier eine Übersicht über die damaligen und heutigen Eckwerte und die mittelfristige Finanzplanung:
Die größten Unterschiede zeigen sich bekanntlich im Umgang mit den Schulden. Denn das zusätzliche Sondervermögen für Infrastruktur sowie die Ausnahme von der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben blähen die Nettokreditaufnahme im Kernhaushalt sowie die generellen Ausgaben auf. Beide zusammen ermöglichen Klingbeil Ausgaben in Höhe von 540,2 Milliarden Euro. Im Vergleich zu den von Lindner geplanten 480 Milliarden Euro ist das eine ganz andere Hausnummer.
Ab Dienstag gehen die Abschlussdebatten los: Dann werden die einzelnen Einzelpläne durchdiskutiert. Hinter den Einzelplänen 04 (Bundeskanzler und Bundeskanzleramt) und 22 (Unabhängiger Kontrollrat) verbirgt sich die sogenannte »Elefantenrunde« mit den Vorsitzenden der Bundestagsfraktionen und Bundeskanzler Friedrich Merz. Sie findet am Mittwoch um 9 Uhr statt.
Dienstag, 16. September: Nullrunde bei den Stahl-Löhnen?
Ab Dienstag startet eine äußerst spannende Tarifverhandlung in der Stahlindustrie. Sie findet inmitten einer besonderen Polykrise statt, meint Verhandlungsführer Knut Giesler von der IG Metall. Eine schwache Konjunktur, hohe Energiepreise, Transformationskosten und Trumps Stahlzölle seien die Gründe. Das scheint der IG Metall ausschlaggebend genug zu sein, um bei der Einstiegsforderung für die 82.000 Beschäftigten auf eine prozentuale Lohnerhöhung zu verzichten, wie sie selbst sagt. Ziel sei es bloß, die Reallöhne aufrechtzuerhalten. Bei einer Inflationsrate von rund zwei Prozent würde aber auch das eine Erhöhung der Nominallöhne um zwei Prozent bedeuten.

Daher, meint Giesler, komme für die IG Metall eine Nullrunde nicht infrage. Das ist gleich doppelt bemerkenswert: Erstens, weil es eine reale Nullrunde bedeuten würde. Die Beschäftigten hätten nicht mehr Kaufkraft als vorher – trotz Produktivitätssteigerungen. Und zweitens dürfte sich diese Einstiegsforderung in die Verhandlungen wohl nicht 1:1 in das Ergebnis übersetzen. Doch selbst diese reale Nullrunde hat der Arbeitgeberverband Stahl bereits im Vorfeld abgelehnt, weil sie den Anpassungsdruck der Branche erhöhe. Dabei könnte sich diese Debatte noch als Nebenschauplatz herausstellen, denn der Verhandlungsfokus könnte eher darauf liegen, dass die IG Metall eine Garantie der Arbeitsplätze fordert. Das zeigt: Diese Tarifrunde dürfte in den nächsten Monaten noch sehr spannend werden!
Mittwoch, 17. September: FED-Zinsentscheid
Am Mittwoch steht wohl einer der wichtigsten Zinsentscheide der US-amerikanischen Zentralbank an. Seit Monaten fordert Trump geringere Zinsen, was die unabhängige Zentralbank bislang anders sah. Der Dissens, in dem Trump den FED-Chef Jerome Powell häufig beschimpfte, gipfelte zuletzt in der Entlassung der Zentralbankerin Lisa Cook. Im Anschluss erwog Powell aufgrund der geänderten ökonomischen Lage in den USA nun doch Zinssenkungen. Daher erwartete der Wettmarkt am Sonntagabend zu 92 Prozent eine Zinssenkung um 25 Basispunkte.
Sollte sie nicht eintreten und Trump seinen Kurs verfolgen, droht nicht weniger als eine globale und grundsätzliche Veränderung des Finanzsystems. Mit Adam Tooze habe ich hier kürzlich die ganze Situation analysiert 👇

Weitere Termine:
- Dienstag, 16. September: ZEW-Konjunkturzahlen für 2025
- Mittwoch, 17. September: WTO-Welthandelsbericht

Ich hoffe, dass Dir dieser Newsletter einen guten Überblick über die kommende Woche gegeben hat. Falls er Dir gefallen hat, unterstütze Surplus gerne mit einem Magazin-Abo und schick diesen Newsletter gerne weiter.
Einen guten Start in die Woche
Lukas Scholle