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Das Wirtschaftsmagazin

Mazzucato: Die globale Wasserkrise ist lösbar

Die Erderwärmung führt zu einer globalen Wasserkrise. Doch ihre Bewältigung ist möglich und kann sogar Wohlstand schaffen.

Mariana Mazzucato | Surplus

Die Welt ist beim Wasser in keiner nachhaltigen Situation. Doch das Problem ist lösbar: Seine Bewältigung ist die einfachste Möglichkeit zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Schaffung von Arbeitsplätzen und Wachstum.

Die Wasserkrise ist unübersehbar. Jahr für Jahr folgen in einer Region nach der anderen verheerende Stürme und Überschwemmungen auf Hitzewellen und Dürreperioden. Die Systeme zur Nahrungsmittelproduktion trocknen aus und Städte sinken ab, weil wir bei der Wasserentnahme aus dem Boden an die Grenzen stoßen. Mehr als 1000 Kinder unter fünf Jahren sterben täglich an verunreinigtem Trinkwasser und durch Krankheiten, die aufgrund fehlender sanitärer Einrichtungen entstehen. Hunderte Millionen Frauen verbringen täglich Stunden damit, Wasser zu sammeln und nach Hause zu schleppen.

Das ist eine menschengemachte Krise, und sie kann und muss durch menschliches Eingreifen gelöst werden. Um überall Fairness und Nachhaltigkeit zu erreichen, bedarf es neuer wasserwirtschaftlicher Konzepte und stark erhöhte Investitionen, Innovationen und den Aufbau von Kapazitäten. Die Kosten dieser Maßnahmen sind unbedeutend im Vergleich zu den durch fortgesetzte Untätigkeit verursachten wirtschaftlichen und humanitären Schäden.

Der erste Schritt: Wir müssen verstehen, dass die Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, nicht bloß lokale Tragödien sind. Die Destabilisierung des Wasserkreislaufs betrifft jeden Winkel der Welt. Die derzeitigen Ansätze beziehen sich in der Regel auf das Wasser, das wir sehen können – das »blaue Wasser« in unseren Flüssen, Seen und Grundwasserspeichern – und gehen davon aus, dass die Wasserversorgung Jahr für Jahr stabil ist. Das ist nicht mehr der Fall, da sich Veränderungen in der Landnutzung, der Klimawandel und ein aus dem Gleichgewicht geratener Wasserkreislauf auf die Niederschlagsmuster auswirken.

Allzu oft wird bei den derzeitigen Überlegungen eine wichtige Süßwasserressource übersehen, nämlich das »grüne Wasser« im Erdreich, in Pflanzen und Wäldern, das verdunstet und über die Atmosphäre recycelt wird. Grünes Wasser erzeugt etwa die Hälfte der Niederschläge, die wir an Land erhalten und die die eigentliche Quelle all unseres Süßwassers sind. Ebenso sind Länder nicht nur durch blaues Wasser (zum Beispiel Flüsse) miteinander verbunden, sondern vor allem durch die Feuchtigkeitsströme in der Atmosphäre. Als zentrale Komponente des globalen Wasserkreislaufs muss grünes Wasser dringend besser bewirtschaftet werden.

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