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Das Wirtschaftsmagazin

Stablecoins könnten die Finanzstabilität Europas bedrohen

Neue Regelungen der Trump-Regierung könnten Stablecoins noch populärer machen. Doch das bedroht die Finanzstabilität in der EU.

2 Minuten Lesedauer

Trump will Kryptowährungen stärken. Credit: IMAGO/ZUMA Press Wire

»Das wären dann 20 Amazon-Coins, bitte!« Private Digitalwährungen von Amazon, Paypal und Co. könnten schon bald Normalität werden. Im Kern handelt es sich dabei um digitale Gutscheine für echtes Geld. Da sie mit einem festen 1:1-Kurs an einen Basiswert wie den Dollar oder den Euro gekoppelt sind, spielen sie im Kryptosektor schon heute eine zentrale Rolle. Ein neues Regelwerk in den USA dürfte solchen sogenannten Stablecoins massiven Aufwind geben.

Die US-regulierten Stablecoins könnten zur Gefahr für den Verbraucherschutz und die Stabilität des Bankensektors in Europa werden. Grund dafür ist eine Lücke in den europäischen Krypto-Regeln – eine Lücke, die mit dem, was die EU-Kommission nach Medienberichten plant, nun zur gefährlichen Hintertür werden könnte.

Worum geht es? Internationale Stablecoin-Anbieter können derzeit denselben Stablecoin parallel innerhalb und außerhalb der EU ausgeben. Der europäische Teil der Stablecoin-Reserve, der die Digitalwährung absichert, muss gemäß EU-Regeln in der EU und zu großen Teilen auf Bankkonten gehalten werden. Der nicht-europäische Teil der Reserve verbleibt zum Beispiel in den USA. Dann natürlich gemäß US-Regeln. Genaue Vorgaben dafür, wie derselbe Stablecoin in unterschiedlichen Regionen mit zwei Reserve-Töpfen sicher verwaltet werden kann, gibt es aber nicht. Das europäische Krypto-Regelwerk ist hier blank – eine Grauzone.

Das Problem: Die EU-Regeln an Herausgeber von Stablecoins und ihre Reserve sind streng und bieten einen vergleichsweise hohen Schutz für Verbraucherinnen und Verbraucher und die Finanzstabilität. Im Fall eines Vertrauensverlustes in den Stablecoin-Herausgeber könnten in der EU mehr Stablecoins in Geld zurückgetauscht werden, als in der EU überhaupt ausgegeben wurden. Grund dafür ist, dass die strengen Regeln auch Nicht-EU-Bürger dazu motivieren könnten, ihre Rücktausch-Ansprüche in der EU geltend zu machen. Werden dieselben Stablecoins parallel auf mehreren Märkten angeboten, ist im Nachhinein nämlich nicht mehr nachvollziehbar, wo der einzelne Coin ursprünglich ausgegeben wurde.

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Carolina Melches

Carolina Melches ist Ökonomin. Sie arbeitet seit November 2021 bei Finanzwende Recherche an den Themen Digitalisierung im Finanzsektor, Finanzinnovation und FinTech.

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Freizeit ist kein Luxus. Wer sie angreift, gefährdet Wohlstand und Freiheit.

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