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Das Wirtschaftsmagazin

Weltraum: Deutschland tritt ins militärisch-ökonomische Rennen ein

Der Weltraum ist längst Schauplatz wirtschaftlicher Interessen. Dabei werden auch militärische Zwecke verfolgt.

5 Minuten Lesedauer

Im Weltraum geht es auch um Verteidigung. Collage: Surplus/IMAGO/ZUMA Press/Ikon Images

»Haben auch Sie ein Produkt, das militarisiert oder ins Feld geführt werden soll?« Das fragt Franziska Paula Bäuerle, Anfang 30, im Action-Outfit: schwarze Leggings, olivgrüner Windbreaker, olivgrüne Sneaker. Sie steht mit Headset-Mikrofon auf einem Podest am Rand des Buffets. Es ist kurz nach eins, »Space Lunch Break« beim Weltraumkongress Ende September im KOSMOS auf der Berliner Karl-Marx-Allee.

Kein erstaunter Blick, keine Augenbrauen heben sich bei den Raumfahrtingenieuren, Verbandslobbyisten, Beratern in feinen Anzügen und Bundeswehrangehörigen in Ausgehuniform. Kriegsjargon ist drei Jahre nach dem russischen Angriff auf die Ukraine einfach normal. Nach drei Stunden Programm ist es ohnehin schwer, Aufmerksamkeit für die Pitching-Session der deutschen NewSpace-Startups zu gewinnen.

Bäuerle weiß das – ihre perfekt einstudierte Rede bleibt nicht am banalen »Wir von der Defcom suchen Businesspartner« kleben. Der Plot ist viel edler, ihr geht es um politische Ethik: »Ich frage Sie alle hier im Raum: Was sind Sie bereit, für unsere Demokratie zu tun?« 

Der vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) veranstaltete Weltraumkongress dient nicht nur dem Austausch von Technologie- und Geschäftsstrategien, sondern ist auch ein zentraler Treffpunkt, um über europäische Ambitionen im All zu diskutieren. Das ist besonders wichtig im Hinblick auf die ESA-Ministerpräsidentenkonferenz Ende November in Bremen, bei der über die zukünftige Rolle Europas in Forschung, Kommerzialisierung und Sicherheit im Weltraum entschieden werden soll.

Deutschland entdeckt den Weltraum militärstrategisch

Ein Stockwerk höher, im großen Vortragssaal, ein bisschen später. Die riesige Bühne ist grell ausgeleuchtet, mit einem Sternenhimmel im Hintergrund. Nicht nur Boris Pistorius, jeder sieht hier winzig aus. »Wenn ich Sie sehen könnte, würde ich sagen, wie sehr ich mich über den vollbesetzten Saal freue.« Der Bundesverteidigungsminister von der SPD ist Star-Trek-Fan. »Anders als Herr Söder, der Star-Wars-Fan ist«, sagt er. Pistorius will einen Unterschied machen: »Eine der zentralen Botschaften dieser Serie lautet: Unsere Absichten sind friedlich. Wir wollen nichts erobern, wir wollen voneinander lernen, und wir kämpfen nur dann, wenn wir uns verteidigen müssen.« Dieser Zeitpunkt sei jetzt, erklärt der Verteidigungsminister in den folgenden 20 Minuten. Für den Weltraum gelte die gleiche Erkenntnis, zu der man in Europa erst vor wenigen Jahren gelangt ist: Frieden und Sicherheit sind keine Selbstverständlichkeiten mehr. Deutschland müsse seine Interessen, Sicherheit und seinen Wohlstand auch im Weltraum schützen und verteidigen. »Bereits heute sind auch Systeme der Bundeswehr von Stör-Angriffen betroffen. Die Attacken richten sich nicht nur gegen die Truppe, sondern gegen Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt.«

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Jennifer Stange

Jennifer Stange schreibt Reportagen, ist Feature-Autorin und macht Podcasts. Oft geht es dabei um Fragen sozialer Gerechtigkeit und politischer Verantwortung von Unternehmen und Zukunftsthemen. Studiert hat sie Philosophie und Geschichte.

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