Seit Anbeginn der Zeit hat das All den Menschen begeistert. Die Seefahrt nutzte die Sterne schon vor über viertausend Jahren zur Navigation und der Science-Fiction-Literatur dienen sie als Inspiration für unzählige Geschichten. Doch im 20. Jahrhundert gewann die Welt über unseren Köpfen eine neue Bedeutung: Das All wurde zur ökonomischen Sphäre.
Bis Ende der 2020er Jahre planen sowohl die USA als auch China mit russischer Hilfe den Bau und Betrieb von Atomreaktoren auf dem Mond, mit einem Ausbau ab 2030. Dazu plant China ein Solarkraftwerk im All, das die Energieversorgung revolutionieren soll. Machtkämpfe finden nun parallel in beiden Sphären – der Erde und dem Weltraum. Mehrere Nationen bereiten eine militärische Aufrüstung vor, mit der sie strategische Positionen im neuen Raum gewinnen wollen.
Dafür ließ Trump im Dezember 2019 offiziell die Space Force einrichten. Statt »Sempfer Fi« – Immer treu –, wie es bei den Marines heißt, dreht sich dort alles um »Semper Supra« – Immer oben. Das Budget der Raumfahrtorganisation belief sich alleine 2024 auf rund 29 Milliarden US-Dollar. Verglichen mit der knappen Billion, die die USA im letzten Jahr in ihr Militär investierten, wirken diese Ausgaben verschwindend gering. Doch die Zukunft der Space Force kennt – wie ihr Einsatzgebiet – keine Grenzen. Sie wird in den nächsten Jahren zu einem der wichtigsten Posten der US Army mit einem exponentiellen Budget heranwachsen. Auch die zivile NASA ist in Teilen strukturell mit der Space Force verbunden und tauscht sich in technischen Fragen aus. Doch während die NASA transparent bleibt, ist die Arbeit der Space Force weitestgehend geheim.
Kein neuer Ort der Geopolitik
In Russland sind es seit 1992 die Weltraumtruppen, die im Ernstfall das All sichern sollen und dafür mit der Raumfahrtbehörde Roskosmos zusammenarbeiten. Mit einem Budget von fast vier Milliarden US-Dollar ist das Programm kaum zu großen Sprüngen fähig, zumal der ressourcenfressende Angriffskrieg auf die Ukraine eine weitere Finanzierung erschwert. Das russische Programm arbeitet auch mit dem chinesischen Pendant, der Nationalen Raumfahrtbehörde, zusammen, die sich nach Schätzungen mit rund 20 Milliarden US-Dollar für das All rüstet. Die militärische Seite bildet die Strategische Kampfunterstützungstruppe der Volksrepublik China.
Ein solches Wettrüsten mit zunehmend bellizistischer Natur sollte einst der Weltraumvertrag von 1967 verhindern. Angetrieben von den Vereinten Nationen, unterschrieben und ratifizierten ihn damals alle Staaten, die auch heute noch namhafte Raumfahrtnationen sind. Der Vertrag untersagt Atomwaffen im Weltraum sowie eine Besetzung der Himmelskörper und soll zur pazifistischen Erforschung des Alls verpflichten – zumindest in der Theorie. Doch wenn mehrere Nationen die Okkupation des Mondes, Mars und mehrerer Asteroiden planen, das All als Ressource nutzen und militärische Raumstationen somit nur eine Frage der Zeit sind, verkommt der Vertrag zum Papiertiger.
Der Weltraum wurde bereits im Kalten Krieg zum Austragungsort politischer Kämpfe. Der Wettlauf ins All diente in den 1950er und 1960er Jahren der USA und der Sowjetunion als Propagandaprojekt, um ihre technische Dominanz zu symbolisieren. Anfang der 1980er rief Ronald Reagan die »Strategic Defense Initiative« alias »Star-Wars-Programm« ins Leben, ein bis ins All reichender Raketenabwehrschirm. Parallel zur exponentiellen Zunahme an satellitengestützter Infrastruktur haben Nationen über die Jahrzehnte sukzessive eigene Weltraumprogramme gegründet und mit Milliarden subventioniert.