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Das Wirtschaftsmagazin

Diese fünf Expertinnen sollen Mamdanis Programm für ein bezahlbares Leben umsetzen

Der neue New Yorker Bürgermeister Zohran Mamdani setzt ein »Transition-Team« ein. Diese fünf Frauen bringen große Expertise mit.

7 Minuten Lesedauer

Elana Leopold, Melanie Hartzog, Maria Torres-Springer, Zohran Mamdani, Grace Bonilla und Lina Khan. Credit: IMAGO/ZUMA Press

Zohran Mamdani versprach nach seiner Wahl, die Ziele seiner Bewegung »fähig, mitfühlend und mit Integrität« nun zur Realität werden zu lassen. »Meine Freundinnen und Freunde, wir haben eine politische Dynastie gestürzt«, sagte der frisch gewählte Bürgermeister von New York City. Umsetzen soll die Pläne sein hochkarätiges, fünfköpfiges Transition-Team: die Politstrategin Elana Leopold, die ehemalige Chefin der US-Wettbewerbsbehörde FTC, Lina Khan, die frühere stellvertretende Bürgermeisterin Maria Torres-Springer, die Präsidentin der gemeinnützigen Organisation United Way of New York City, Grace Bonilla, und die ehemals frühere stellvertretende Bürgermeisterin und Haushaltschefin Melanie Hartzog. Außerdem könnte Mamdanis Kampagnenarchitektin Elle Bisgaard-Church den Posten der Stabschefin im Rathaus übernehmen.

Dieses Team aus fünf Frauen soll Mamdanis Versprechen eines bezahlbaren Lebens für Millionen New Yorkerinnen Wirklichkeit werden lassen. Ob das gegen den Druck der Wall Street, trotz Trumps Drohungen und gegen die konservative Demokratin Gouverneurin Hochul gelingt – die für Reichensteuern ihre Zustimmung geben müsste –, entscheidet sich am Ende nicht im Sitzungssaal, sondern unter dem Druck der Straße. An Mamdanis Regierung wird sich zeigen, ob demokratische Politik ihrem Kernauftrag gerecht werden kann: die Grundbedürfnisse aller Menschen zu garantieren – auch wenn dafür in Märkte und Kapitalinteressen eingegriffen werden muss. Wer sind die sechs Köpfe seines Transition-Teams, welche Erfahrungen bringen sie mit – und welche Bereiche seiner Wahlversprechen werden sie den Hut aufhaben?

  1. Elana Leopold – die Chefin und Politstrategin

An die Spitze des Teams rückt die politische Strategin Elana Leopold. Als Chefin des Transition-Teams koordiniert sie den Übergang. Leopold arbeitete unter Ex-Bürgermeister Bill de Blasio in mehreren leitenden Funktionen und kennt die New Yorker Bürokratie. Im Mamdani-Team hat die 35-Jährige eine Schlüsselrolle: Sie hält die Räume offen zwischen Community Boards, Gewerkschaften und Behörden und vermittelt zudem zwischen Bewegung und einem teils skeptischen Stadtparlament. Besonders bei umstrittenen Vorhaben könnte sie zur zentralen Verhandlerin werden. Gelingt ihr diese Koalitionsarbeit, könnte Leopold zur stillen Architektin eines New Yorker »New Deal« werden.

  1. Lina Khan – die Monopoljägerin

Mit Lina Khan holt Mamdani eine bundesweit bekannte und renommierte Kämpferin gegen Konzernmacht in sein Team. Die 34-jährige Associate Professor of Law an der Columbia Law School machte schon als Yale-Studentin Furore mit einem bahnbrechenden Aufsatz über Amazon und Monopole. Unter Präsident Biden wurde sie 2021 zur Vorsitzenden der Federal Trade Commission (FTC) ernannt – als jüngste Person aller Zeiten in diesem Amt. Dort profilierte sich Khan als kompromisslose Monopoljägerin: Sie scheute nicht davor zurück, Tech-Giganten wie Amazon, Microsoft oder Ticketmaster vor Gericht zu ziehen, um ihre Marktmacht zu brechen. Ihre Offensive gegen das Ticketing-Monopol erhielt sogar seltene parteiübergreifende Unterstützung – sowohl Demokraten als auch Republikaner (unter anderem der Trump-nahe Steve Bannon) lobten Khans Vorgehen. Khan hat in Washington einen Paradigmenwechsel angestoßen: weg von lascher Konzernaufsicht, hin zu aggressiver Anti-Kartellpolitik. Zwar fielen manche Gerichtsentscheidungen eher durchwachsen aus (so konnte etwa die Microsoft-Übernahme von Activision letztlich nicht verhindert werden), doch Khan hat die Expertise, mächtige Konzerne in die Schranken zu weisen.

Im Übergangsteam signalisiert sie: New York duldet keine privaten Oligopole – weder bei Wohnen noch Verkehr oder Lebensmitteln. Konkret könnte Khan den juristischen Rahmen für Mamdanis Unternehmens- und Reichenbesteuerung mitentwickeln (unter anderem die Anhebung des kommunalen Körperschaftsteuersatzes) und das Projekt »People’s Grocery« absichern: fünf kommunale Supermärkte, die Grundnahrungsmittel deutlich günstiger als private Supermärkte anbieten. Sie bringt das Know-how, um Lobby-Schlupflöcher zu schließen und erwartete Klagen großer Ketten abzuwehren. Ein paar Steine werden Khan allerdings in den Weg gelegt werden: Viele Hebel liegen in Washington und Albany, der Hauptstadt des Bundesstaates. Hier haben US-Präsident Trump und die Gouverneurin Hochul einen Hebel, um vermeintlich »unfairen Wettbewerb« zu reklamieren. Doch Khans Rolle macht klar, dass Mamdani Konflikte mit Big Business einkalkuliert – und juristisch gerüstet ist, um die Stadt messbar bezahlbarer zu machen.

  1. Maria Torres-Springer – die Architektin für bezahlbaren Wohnraum

Maria Torres-Springer soll für bezahlbaren Wohnraum sorgen. Sie hat den Auftrag, den vierjährigen Mietenstopp in rund einer Million regulierter Wohnungen durchzusetzen und bis 2035 insgesamt 200.000 gemeinnützige Wohnungen zu schaffen. Die 48-Jährige vereint so viel Regierungserfahrung wie kaum jemand im Team: Unter dem ehemaligen Bürgermeister Michael Bloomberg verantwortete sie in der Wirtschaftsförderung Großprojekte wie die Umgestaltung von Governor’s Island und Coney Island. Bloombergs Nachfolger Bill De Blasio machte sie zur Chefin der Kleinunternehmensförderung, dann zur Präsidentin der Economic Development Corporation und schließlich zur Beauftragten der städtischen Wohnungsbehörde HPD. Sie verantwortete Projekte vom umgewidmeten Jugendgefängnis in der Bronx zu einem Kunst- und Wohnraum bis zum Projekt Willets Point in Queens, dem größten geförderten Bauvorhaben seit über 40 Jahren, mit dem 2.500 leistbare Wohnungen plus Parks gebaut wurden. In der Administration von Eric Adams stieg sie zur Deputy Mayor für Wohnen, Wirtschaft und Jobs auf, steuerte das »City of Yes«-Programm (lockerere Bauvorschriften), fungierte zeitweise als First Deputy Mayor und stabilisierte ein von Skandalen erschüttertes Rathaus, bevor sie Anfang 2025 zurücktrat.

Ihre Bilanz: Tausende neue Wohnungen, 2021 ein Rekordjahr mit über 32.000 finanzierten leistbaren Einheiten – zugleich aber auch der Vorwurf, frühere Programme hätten die Ärmsten zu selten erreicht. Für Mamdani soll sie genau hier nachschärfen: Flächen umnutzen, spekulative Blockaden durchbrechen, Bauvorhaben auch gegen Widerstand privilegierter Viertel durchsetzen – kurz: Investorenmacht begrenzen und durch gemeinnützigen Neubau real verdrängen. Die Bauwirtschaft ist alarmiert; Torres-Springer kennt die Hebel, um trotzdem zu liefern.

  1. Grace Bonilla – die Sozialexpertin und Brückenbauerin 

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Maxine Fowé

Maxine Fowé ist Politökonomin und Redakteurin bei Surplus. Sie hat Philosophie, Politik & Ökonomie in Maastricht, London und Berlin studiert.

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