In New York schlägt der progressive Bürgermeisterkandidat Zohran Mamdani ein ungewöhnliches, aber viel beachtetes Projekt vor: kommunale Supermärkte. In jedem der fünf Stadtbezirke soll ein städtisch betriebener Laden entstehen – ohne Profitabsicht, mit Produkten zum Großhandelspreis. Ziel ist es, die explodierenden Lebensmittelpreise zu senken, »Food Deserts«, also Gebiete mit eingeschränktem Zugang zu frischen, nährstoffreichen und bezahlbaren Lebensmitteln, zu überwinden und Ernährungssicherheit als öffentliches Gut zu begreifen. Zwei Drittel der New Yorkerinnen und New Yorker unterstützen die Idee – quer durch alle politischen Lager.
Was Mamdani vorschlägt, ist mehr als ein lokales Wahlversprechen. Es ist ein konkretes Beispiel für ein neues Verständnis von Daseinsvorsorge: Universal Basic Services (UBS). UBS steht für die kollektive Bereitstellung grundlegender Güter und Dienstleistungen – von Wohnen über Mobilität bis hin zu Ernährung, Pflege und digitaler Teilhabe. Es geht nicht nur um die Verteidigung ehemals öffentlicher Infrastrukturen, sondern um deren Weiterentwicklung: sozial innovativ, ökologisch tragfähig und demokratisch organisiert.
Dabei kann UBS je nach Kontext ganz unterschiedlich aussehen – vom kostenlosen Zugang zu lokal bezogener Schulverpflegung bis hin zu kostenbasierten, aber nicht gewinnorientierten Mieten im Wohnbau; vom kostenlosem Internetzugang bis hin zu genossenschaftlich organisierten Pflegeplattformen wie der Equal Care Co-op im Vereinigten Königreich; vom kostenlosen öffentlichen Nahverkehr zum Zugang zu Natur – etwa durch wohnortnahe Naherholungsgebiete oder ein erweitertes »Right to Roam«.
Entscheidend ist die Idee dahinter: Was wir zum Leben brauchen, soll nicht länger künstlich verknappt und dem Markt überlassen bleiben, sondern als soziales Recht garantiert werden – unabhängig vom Geldbeutel oder Aufenthaltstitel. UBS ist damit mehr als Krisenbewältigung. Es ist ein Zukunftsversprechen: eine Zukunft, die nicht nur weniger schlimm ist, sondern besser. Ein Narrativ des öffentlichen Luxus, das Hoffnung macht.
Warum öffentlicher Luxus?
Der Begriff »öffentlicher Luxus« ist eine bewusste Provokation. Er stellt sich gegen die neoliberale Erzählung, dass das Öffentliche immer nur Mangelverwaltung sei. Stattdessen geht es um hochwertige, zugängliche und demokratisch kontrollierte Infrastrukturen, die das Leben besser machen – nicht nur für sozioökonomisch schwache Gruppen, sondern für die breite Mehrheit. Öffentlicher Luxus bedeutet: kostenloser Nahverkehr und Kinderbetreuung, wohnortnahe Gesundheitszentren, kommunale Supermärkte mit fairen Preisen, digitale Grundversorgung für alle, Räume für Erholung, Bildung und Kultur.
Diese Vision ist nicht utopisch. Sie ist machbar – und notwendig. Denn die Realität ist: Immer mehr Menschen geben einen Großteil ihres Einkommens für Grundbedürfnisse aus. Gleichzeitig werden diese Bedürfnisse oft durch private Anbieter gedeckt, deren Ziel nicht Versorgung, sondern Profit ist. Die Folge: steigende Preise, sinkende Qualität, wachsende Unsicherheit. UBS kehrt diese Logik um. Es geht nicht um Almosen, sondern um kollektive Aneignung des gesellschaftlichen Reichtums.
Universal Basic Services statt Bedingungslosem Grundeinkommen: Drei Gründe
UBS wurde ursprünglich als Gegenentwurf zum Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) entwickelt, dessen Ziel es ist, allen Bürgerinnen und Bürgern regelmäßig einen festen Geldbetrag auszuzahlen – unabhängig von Bedürftigkeit oder Erwerbstätigkeit. In der Debatte um sozial-ökologische Transformation gelten diese Ansätze oft als Alternativen: Beide wollen Sicherheit schaffen und Ungleichheit abbauen. Doch in drei zentralen Punkten ist UBS dem BGE überlegen.
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