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Das Wirtschaftsmagazin

Ein Viertel hat nach 45 Jahren weniger als 1.300 Euro Rente

Dass die Renten niedrig sind, ist bekannt. Wie wenig Geld man selbst nach vielen Beitragsjahren erhält, legt eine Anfrage offen.

2 Minuten Lesedauer
Die Rente wird in Deutschland zunehmend zum Armutsrisiko. Credit: IMAGO/MiS

25 Prozent der Menschen in Deutschland, die mindestens 45 Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt haben, erhalten unter 1.300 Euro Rente im Monat. Das geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Frage des Linken-Abgeordneten Dietmar Bartsch hervor, die der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vorliegt. Den Informationen der dpa zufolge erhalten Rentnerinnen und Rentner demnach durchschnittlich 1.668 Euro Rente im Monat. Bartsch sprach gegenüber der dpa von einem »Armutszeugnis für die Politik« und einer »offensichtlich verkehrten Rentenpolitik«.

In der Antwort des Ministeriums hieß es, dass »eine niedrige Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung [...] aber grundsätzlich wenig über den Lebensstandard im Alter [aussagt], da weitere Einkünfte und das Haushaltseinkommen insgesamt relevant sind.« 

Frauen und Menschen in Ostdeutschland haben eine noch kleinere Rente

Im bundesweiten Durchschnitt erhalten Männer laut dpa eine Rente in Höhe von 1.778 Euro und Frauen von 1.449 Euro. Das Bundesarbeitsministerium erklärte dies demnach damit, dass Frauen nur dann eine geringe Rente hätten, wenn sie jahrelang als Partnerin ohne eigenes Erwerbseinkommen gelebt haben. Zudem beinhalteten die 45 Versicherungsjahre auch »beitragsfreie Zeiten« wie Arbeitslosigkeit oder Schulbildung, schrieb das Ministerium laut dpa. Auch bestehen regionale Unterschiede: Während Menschen in Westdeutschland nach 45 Jahren durchschnittlich 1.729 Euro Rente erhalten, sind es in Ostdeutschland nur 1.527. 

Debatte um Rentenreform

Aktuell diskutiert die neue schwarz-rote Bundesregierung über eine Rentenreform. Ende Juni hatte Bundessozialministerin Bärbel Bas (SPD) einen Entwurf für eine Rentenreform vorgelegt. Es sieht vor, dass das Rentenniveau bei 48 Prozent stabilisiert werden soll. Das Niveau drückt das Verhältnis der Renten zu den Löhnen aus. Wenn es stabil bleibt, hinken die Renten den Löhnen nicht hinterher, wie die dpa schreibt. Zugleich zeigte sich Bas erst vor wenigen Tagen im ZDF-Morgenmagazin offen für ein höheres Renteneintrittsalter.

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In Deutschland gilt als arm, wer weniger als 60 Prozent des Medianlohns erhält. Das entsprach im Jahr 2024 netto 1.378 Euro im Monat für Alleinlebende.

Quelle: Statistisches Bundesamt

Der Linken-Politiker Bartsch forderte der dpa zufolge eine Kehrtwende in der Rentenpolitik. Während das Rentenniveau in anderen europäischen Ländern über 80 Prozent liege, müssten Rentnerinnen und Rentner in Deutschland millionenfach mit Minirenten auskommen, sagte der Politiker demnach. Er sehe auch eine von der Bundesregierung versprochene »Stabilisierung des Rentenniveaus« nicht positiv, sondern als »Drohung«, weil dann alles bleiben würde, wie es ist. Bartsch forderte der dpa zufolge, dass alle Erwerbstätigen in die Rentenkasse einzahlen sollten, nicht nur abhängig Beschäftigte. Auch für einen solchen Vorschlag drückte Bas im ZDF ihre Offenheit aus.


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