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Das Wirtschaftsmagazin

Asklepios: Private Kliniken fürs Gemeinwohl?

Krankenhäuser dienen der Allgemeinheit. Doch die Asklepios-Dynastie verdient mit ihnen auch sehr viel Geld. Passt das zusammen?

6 Minuten Lesedauer

Collage: Surplus, Material: IMAGO/Eventpress, IMAGO/NurPhoto

Vor 40 Jahren begann die Krankenhausprivatisierung in Deutschland. Ebenfalls vor 40 Jahren legte Bernard große Broermann den Grundstein für den privaten Krankenhauskonzern Asklepios. Bei seinem Tod im Jahr 2024 hinterließ er seinen Kindern laut Manager Magazin ein Vermögen von drei Milliarden Euro.

Seit der Privatisierung hat sich die Zahl der Krankenhäuser und verfügbaren Betten fast halbiert, die Kosten sind inflationsbereinigt trotzdem um 70 Prozent gestiegen und damit schneller gewachsen als die Wirtschaft insgesamt. Auch deswegen werden 2026 die Krankenkassenbeiträge voraussichtlich weiter steigen. Aber statt die Kosten gezielt zu senken, verteilt die Bundesregierung vier Milliarden Euro aus dem Sondervermögen mit der Gießkanne an alle Krankenhäuser. »Anstatt planlos Geldgeschenke zu verteilen«, fordert beispielsweise der Verband der Ersatzkassen, Finanzhilfen nur an solche Einrichtungen zu verteilen, »deren Förderung im Gemeinwohlinteresse liegt«. Gilt das auch für die Asklepios-Kliniken der Familie Große Broermann?

Das Vermögen: Gemeinwohl oder Familiendynastie?

Bernard große Broermann, geboren 1943, brach sein Medizinstudium Berichten zufolge aus Langeweile ab. Stattdessen studierte er Jura und Betriebswirtschaftslehre und baute in den 1970er Jahren mit privaten Investoren eine US-Krankenhauskette auf. 1985 kaufte er gemeinsam mit dem Chirurgen und Unternehmer Lutz Helmig die erste deutsche Klinik von der Stadt Bad Schwartau. Während Helmig seinen Teil des Unternehmens 1994 unter dem Namen Helios an die Börse brachte und später an Fresenius verkaufte, erklärte Broermann dem Manager Magazin 2012, es mache ihm »viel mehr Spaß, das Unternehmen weiter aufzubauen und so zu ordnen, damit es in der Zukunft weiterbesteht.« Der Asklepios-Geschäftsführer erklärte dem Spiegel noch 2016, Broermann habe noch nie Geld aus dem Konzern entnommen.

Tatsächlich wurde der Großteil der seit 2005 öffentlich sichtbaren Gewinne von insgesamt 2 Milliarden Euro im Unternehmen reinvestiert, allerdings nur teilweise in die bestehenden Krankenhäuser und zu einem großen Teil in weitere Zukäufe. 2017 und 2018, also kurz nach dem Interview mit dem Spiegel, flossen außerdem insgesamt 300 Millionen Euro von Asklepios an die Broermann Holding GmbH, die wiederum Anteile an Luxushotels und weitere Wertpapiere kaufte.

Seit 2025 gehören die Anteile an der Broermann Holding und an den Hotels seinen drei Kindern. Seine Frau besitzt weiterhin 51 Prozent der Gesellschaft, die die Hotels betreibt. Je nach Annahme sind die Anteile etwa drei bis vier Milliarden Euro wert. Hinzu kommen die Hotels, Wertpapiere und gegebenenfalls weiteres Privatvermögen von grob geschätzt bis zu 0,5 Milliarden Euro. Während das Manager Magazin das Vermögen der Familie aktuell auf drei Milliarden Euro schätzt, kam das Forbes-Magazin einschließlich der weiteren Vermögen schon 2023 auf knapp 4 Milliarden Euro. Obwohl die Kinder demnach jeweils mehr als eine Milliarde Euro geerbt haben müssten, hat Forbes sie bisher aber – wahrscheinlich zu Unrecht – nicht in die Liste aufgenommen.

Die Transparenz: Durchschaubar

Der Großteil des Vermögens der Familie Broermann besteht aus den Anteilen am Asklepios-Konzern und mit wenigen Ausnahmen sind die Vermögenserträge in der Vergangenheit im Unternehmen verblieben. Asklepios veröffentlicht umfassende Geschäftsberichte und beschränkt seine Aktivitäten noch dazu weitgehend auf Deutschland. Deswegen sind die wesentlichen Informationen zur Beurteilung des Vermögens öffentlich zugänglich. Einzige Ausnahme sind die über die Vermögensverwaltungsgesellschaft reinvestierten Gewinne. Für die steht lediglich ein verkürzter Geschäftsbericht vor, der aber zumindest eine Übersicht über die Beteiligungen enthält.

Das Einkommen und die Steuern: Eine Frage der Sichtweise

Das Vermögen der Kinder von Bernard große Broermann ist durch die Erbschaft um mehrere Milliarden Euro angestiegen, ohne dass sie dafür arbeiten mussten. Für dieses Einkommen mussten sie wahrscheinlich kaum Steuern zahlen. Grund dafür ist die 2016 eingeführte Verschonungsbedarfsprüfung. Sie sorgt dafür, dass bei der Übertragung von Unternehmensanteilen maximal die Hälfte des vorhandenen Privatvermögens – also der nicht im Unternehmen gebundenen Ersparnisse der Kinder und des Vaters – als Steuer eingetrieben werden kann. 

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Christoph Trautvetter

Christoph Trautvetter ist wissenschaftlicher Referent beim Netzwerk Steuergerechtigkeit.

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