zum Inhalt
Das Wirtschaftsmagazin

Eine Behörde kann gegen Inflation bei Lebensmitteln helfen

Was tun gegen hohe Inflation bei Lebensmitteln? Mehrere Länder machen vor, wie eine Beobachtung der Preise helfen kann.

4 Minuten Lesedauer
Collage: Surplus, Material: Marzena Skubatz, IMAGO/NurPhoto

Global gesehen sticht Brasilien heraus: Die Lebensmittelpreise haben dort einen besonders hohen Anteil an der Gesamtinflation. Weitere Länder, in denen Lebensmittel in den vergangenen Monaten noch ein wichtiger Inflationsfaktor waren, liegen meist in Subsahara-Afrika. Doch keines davon kommt auch nur annähernd an Brasiliens Bedeutung als Agrarproduzent und drittwichtigster Exporteur der Welt heran. Die kumulierte Lebensmittelpreisinflation in Brasilien lag seit 2020 bei 43 Prozent – und hat in den vergangenen Monaten nochmals angezogen. 

Inflation bei Nahrungsmitteln ist schlecht: Sie verschärft die Ungleichheit, denn steigende Lebensmittelpreise belasten ärmere Haushalte sowie die Mittelschicht und verstärken den Hunger. Die Inflation der Nahrungsmittelpreise ist auch politisch gefährlich. Studien zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen steigenden Nahrungsmittelpreisen und sozialer Unruhe gibt. Die hohe Inflation war ein gewichtiger Grund, warum die meisten amtierenden Regierungen bei den jeweils letzten Wahlen abgewählt wurden. Dabei gibt es zwei bemerkenswerte Ausnahmen: Mexiko und Spanien. In beiden Fällen haben progressive Regierungen innovative Maßnahmen entwickelt, um die Inflation im Bereich der Lebensmittel zu bekämpfen. Ein kürzlich in Spanien eingeführtes Instrument ist die dortige Beobachtungsstelle für Gewinnspannen. Für Brasilien könnte es ein wichtiger erster Schritt im Kampf gegen die Lebensmittelpreisinflation sein, diesem Beispiel Spaniens zu folgen.

Eine entsprechende brasilianische Beobachtungsstelle für Lebensmittelpreise wäre eine Initiative für mehr Transparenz. Sie könnte von der Regierung geleitet und zusammen mit der nationalen Lebensmittelversorgungsgesellschaft CONAB und gegebenenfalls der Zentralbank umgesetzt werden. Die Hauptaufgabe der Beobachtungsstelle wäre, die Flaschenhälse entlang der Wertschöpfungskette zu identifizieren. Viele der benötigten Daten werden bereits von staatlichen Stellen gesammelt. Diese müssten aber schneller analysiert und dann der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Jetzt mit kostenloser Probewoche testen:

Zum Newsletter

Gibt’s schon einen Account? Login

Isabella Weber

Isabella Weber ist Herausgeberin von Surplus und Professorin für Volkswirtschaftslehre an der University of Massachusetts Amherst.

Laura Carvalho

Laura Carvalho ist Direktorin für Wirtschafts- und Klimawohlstand bei den Open Society Foundations sowie außerordentliche Professorin für Wirtschaftswissenschaften an der Universität von São Paulo.

#3 – Wir kümmern uns

Neoliberale schaffen einen Staat, der die Menschen allein lässt.
Doch es braucht gemeinsame Fürsorge.

Zum Magazin