Auf der Gamescom geht es schon lange nicht mehr nur um Games. Politik, Unternehmen, Influencer und Bundeswehr nutzen die Messe seit Jahren für ihre Zwecke und Interessen. Die Ausbeutung und die Krise in der Branche werden ausgeblendet.
Spätestens seit ihrer Verlegung von Leipzig nach Köln steht die Messe für überfüllte Hallen, hohe Besucherzahlen und hält den Rekord der weltweit größten Gaming-Messe. 2025 haben sich erstmals über 1500 Ausstellende aus 72 Ländern beteiligt, was – wie die PR-Abteilung der Messe nicht müde wird zu betonen – ein neuer Rekord ist. Zu den großen Spielen der Messe zählte das sehnsüchtig erwartete »Hollow Knight: Silksong« sowie »Resident Evil Requiem«. Auch das alljährlich neue »Call of Duty«, das chinesische »Black Myth: Zhong Kui« und in Deutschland entwickelte »Anno 117: Pax Romana« waren hoch frequentiert.
Die großen Titel, die sich mit noch größeren Budgets eine entsprechende Sichtbarkeit kaufen können, sind aber oftmals nicht die interessantesten. Die Juwelen, die mit kleinen Teams, Herzblut und geringen Finanzen entwickelt werden, finden sich in der Indie Arena Booth. Dort werden über 200 Studios aus 39 Ländern auf einem Raum zusammengepfercht. Dieser ist immerhin 2.000 Quadratmeter groß, rund 500 mehr als im Vorjahr. Zum ernüchternden Vergleich: Allein der Stand von Samsung zählte über 1.000 Quadratmeter.
Die Messe spiegelte mit einer Vielzahl an großen Mobile Games auch die Entwicklungen auf den kleinen Bildschirmen wider. Der Markt der Handyspiele, die inzwischen über deutlich mehr als simple Puzzles und Ratespiele hinausgehen, ist besonders präsent in Indien, China und südostasiatischen Ländern und wartet darauf, weiter ausgebaut zu werden. Die steigenden Preise von Konsolen und Spielen halten viele von einem Kauf ab, während das Handy in der Tasche für viele zugänglicher wird.
Großunternehmen haben die Gamescom für sich entdeckt
Die Gamescom führt erwartungsgemäß auch den Trend der Anwerbung fort. Immer mehr Unternehmen, die nicht direkt aus dem Gaming-Kosmos kommen, präsentieren sich mit teils aufwendigen Auftritten und wollen die Arbeitskraft des technikaffinen Publikums für sich gewinnen. Von ARD und ADAC bis BND, Netflix und Samsung, werben sie mit Informationen zu sich und möglichen Einstiegen. Wer im aktuellen Klima der Aufrüstung nicht fehlen darf: die Bundeswehr. Hatte diese letztes Jahr noch 100 Quadratmeter für ihre Präsentation, zeigt sie sich nun auf 175 Quadratmetern. Sie nutzt diesen Raumgewinn für eine Klimmzugstange, Uniformen zum Anprobieren, Gewinnspiele und QR-Codes mit direkter Anmeldung für den Dienst an der Waffe. Games sind zwar bei Unternehmen kaum präsent, doch sie haben die Übertragungseffekte des Mediums längst erkannt und adressieren damit das primär junge Publikum.
Während Unternehmen nicht zwingend auf die Öffentlichkeit angewiesen sind, müssen jene sie nutzen, die von ihr abhängig sind: Influencer. Reichweitenstarke Namen, darunter EliasN97, PietSmiet und Rewinside, waren mitsamt Entourage für Unterschriften und Medienwirbel vor Ort. Auch Papaplatte zählte dazu, der in den letzten Tagen durch die Ausbeutung seines Cutters Pamabu ein großes Gesprächsthema war (die Ausbeutung von Cuttern ist in der Branche nicht selten). Influencer nutzen diese Präsenz, um ihre eigenen Produkte zu bewerben. Besonders präsent: Knabe Kola. Die Cola-Variante stammt von dem Streamer HandofBlood alias Max Knabe alias Hänno und war nicht nur prominent in den Messehallen plakatiert, sondern sponserte auch einzelne Aussteller. Es ist eine Herausforderung, auf der Gamescom einen Ort zu finden, der nicht von der Werbung erobert wurde.
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