Seit den 2000er Jahren sind Unternehmensgewinne gestiegen, doch der Anteil der privaten Investitionen am Bruttoinlandsprodukt stagniert. Ein wachsender Teil der Gewinne wird nicht mehr in Maschinen oder Forschung gesteckt, sondern an Aktionärinnen und Aktionäre ausgeschüttet oder in liquiden Finanztiteln gehalten.
Eine private Investitionsquote könnte Abhilfe schaffen. Ein fest definierter Anteil vom Nettogewinn fließt verpflichtend in produktive Zwecke – grüne Technologien, Energieeffizienz, Forschung, Digitalisierung, Aus- und Weiterbildung. Durch branchenspezifische Mindestsätze sowie Staffelung nach Größe werden Unternehmen nicht über Gebühr belastet. Anrechenbare Projekte werden eng definiert und als Teil der nichtfinanziellen Berichterstattung im Jahresabschluss ausgewiesen. Die Quote steigert das private Investitionsvolumen und entfaltet einen unmittelbaren Nachfrageimpuls: Investive Ausgaben ziehen Vorleistungen, Beschäftigung und Innovation nach sich. Die so entstehenden realen Kapazitäten – effizientere Prozesse, Dateninfrastruktur, klimafreundliche Produktion – stabilisieren das Wachstum angebotsseitig auch bei Gegenwind durch Zölle und geopolitische Spannungen.
Indem sie Gewinne, die zunehmend ausgeschüttet oder in Finanzanlagen geparkt werden, in realwirtschaftliche Zukunftsprojekte umlenkt, wirkt die Quote auch der steigenden Einkommens- und Vermögenskonzentration entgegen. Sie stärkt so den Zusammenhang zwischen privatem Gewinn und gesellschaftlichem Fortschritt. Zwar können geringere Ausschüttungen Renditeerwartungen und Kurse kurzfristig dämpfen. Doch eine Investitionspflicht signalisiert Planbarkeit, Zukunftsfähigkeit und Vertrauen in den Standort Deutschland – das, was langfristige Investoren ebenso wie Bürgerinnen und Bürger honorieren.
