Die weltgrößten Unternehmen sind heute den meisten Regierungen ebenbürtig – und zwar nicht nur, was Einnahmen und Vermögen angeht, sondern auch in Bezug auf ihre Fähigkeit, politische Ergebnisse zu beeinflussen. Verstärkt wird ihre Macht noch durch das immense Privatvermögen der Milliardäre, das es diesen ermöglicht, unverhältnismäßig großen Einfluss auf die staatliche Politik, Gesetze und Vorschriften auszuüben.
Wichtig ist dabei, dass sich die extreme Konzentration von Reichtum und Macht ohne die aktive – stillschweigende oder explizite – Unterstützung der politischen Entscheidungsträger nicht hätte entwickeln können. Und da die Regierungen selbst das rechtliche, regulatorische und politische Umfeld schaffen, in dem diese Vermögen entstehen, bewahren sie sich die Autorität, privates Vermögen einzuschränken, zu regulieren oder sogar zu enteignen. Dass sie dies nur selten tun, spiegelt nicht mangelnde Fähigkeit wider, sondern eine bewusste politische Entscheidung.
Folglich ist die Stellung eines Oligarchen von Natur aus prekär. Vetternwirtschaft mag enorme Vorteile bieten, aber sie birgt auch Risiken. Dazu gehören vor allem politische Veränderungen: Eine neue Führung – egal, ob gewählt oder aufgezwungen – gewährt den von der vorherigen Regierung begünstigten Eliten womöglich nicht denselben Schutz oder dieselben Privilegien.
Besonders akut ist diese Gefahr in autoritären oder von einem Personenkult gekennzeichneten Regimen, in denen die institutionellen Kontrollen häufig durch die Launen der Führer außer Kraft gesetzt werden. In Ungnade zu fallen, kann viele Gründe haben: unzureichende Loyalitätsbekundungen, zu geringe Bestechungsgelder, Verstrickung in Gerichtsintrigen, die Wahrnehmung als potenzieller Rivale oder persönliche Feindseligkeit. Die immer wieder aufflammende Bromance zwischen US-Präsident Donald Trump und Elon Musk ist ein offensichtliches Beispiel.
Milliardäre sind Teil des globalen Machtkampfes
Angesichts der Eskalation der geopolitischen Spannungen sind die Oligarchen jedoch nicht mehr nur mit innenpolitischen Herausforderungen konfrontiert. Da sie zunehmend in globale Machtkämpfe verwickelt sind, sind sie zu bequemen Zielen für feindliche ausländische Mächte geworden, die versuchen, die von ihnen unterstützten Führer unter Druck zu setzen oder zu untergraben.
Die Sanktionen, die die USA und die Europäische Union nach dem Einmarsch in die Ukraine im Jahr 2022 gegen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Verbindung stehende Oligarchen verhängten, sind ein typisches Beispiel. Auch wenn diese Maßnahmen den Kriegsverlauf kaum verändert haben, haben sie Leben und Geschäfte der Betroffenen doch tiefgreifend beeinträchtigt.
Auch die indischen Milliardäre Gautam Adani und Mukesh Ambani sind ins Fadenkreuz der USA geraten. Beide haben von ihren Beziehungen zum ebenfalls aus Gujarat stammenden Premierminister Narendra Modi enorm profitiert, und ihr Vermögen wuchs im Gleichschritt mit Modis politischem Aufstieg. Dies macht sie zu nützlichen Verhandlungsobjekten in den laufenden Handelsverhandlungen zwischen den USA und Indien.