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Das Wirtschaftsmagazin

Libertäre Gladiatorenkämpfe: Wie Rechte von der UFC profitieren

Die MMA-Liga UFC ist durch Ausbeutung und aggressives Marketing zu einem milliardenschweren Monopol gewachsen. Auch Trump profitiert.

5 Minuten Lesedauer
Lerone Murphy and Aaron Picomeet kämpfen bei der UFC 319. Credit: IMAGO / ZUMA Press Wire

Es fliegen die Fäuste und Tritte, Schweiß- und Blutstropfen bedecken den Boden. Je zwei muskulöse Männer oder Frauen – drängen sich in den Maschendrahtzaun, ringen um Dominanz, werfen sich zu Boden. Mixed Martial Arts (MMA) ist eine Mischung verschiedener traditioneller Kampfsportarten – und heute ein riesiges Geschäft. Besonders die Ultimate Fighting Championship, UFC, hat den MMA–Sport unter sich vereint und zu seiner heutigen Popularität geführt. Allein 2024 generierte sie 1,4 Milliarden US-Dollar Umsatz, im Vorjahr 1,3 Milliarden. Doch der Erfolg beruht auf einer physischen wie mentalen Ausbeutung, die Kämpferinnen und Kämpfer verschleißt und nicht selten in die Armut stürzt. Die UFC hat dabei längst auch politischen Einfluss, da der Aufstieg von Donald Trump und der Organisation eng miteinander zusammenhängen.  

Schon 2001 richtete Trump die Events »UFC 30« und »UFC 31« in seinem Trump Taj Mahal in Atlantic City aus und verhalf dem noch jungen – und gesellschaftlich verpönten – Sport zu einer größeren Bühne. Zu Beginn des neuen Jahrtausends waren MMA und damit auch die UFC bestenfalls eine Randerscheinung und wurden kritisch beäugt. Dem etablierten Boxsport konnte MMA wirtschaftlich (noch) nichts entgegensetzen, dafür floss umso mehr Blut und die UFC inszenierte sich als Ausrichter moderner Gladiatorenkämpfe. Trump war der erste namhafte Unternehmer, der sich hinter den Sport und die Organisation stellte, natürlich nicht aus reiner Nächstenliebe. Die Unterstützung war kalkuliert und mit ihr sicherte er sich nicht nur neue Schlagzeilen, sondern auch gute Beziehungen zu einer Event-Plattform, die er strategisch nutzte. Zum Beispiel für seinen letztjährigen Wahlkampf. 

Wie Trump mit der UFC Politik macht 

Joe Rogan, der mit »The Joe Rogan Experience« den weltweit erfolgreichsten Podcast betreibt, ist zugleich langjähriger Kommentator bei der UFC. Im Gegensatz zu Gegenkandidatin Kamala Harris wurde dem Republikaner und seinem Vize JD Vance ein mehrstündiger Auftritt zuteil, was in einer der reichweitenstärksten Episoden des ohnehin schon extrem populären Podcast resultierte, der etwa 14 Millionen Hörende erreicht. Auch der UFC-Präsident Dana White und der US-Präsident sind Vertraute und Geschäftspartner. White war mehrfach Sprecher auf dem republikanischen Parteitag und einer der wenigen, den Trump in seiner unmittelbaren Siegesrede im November 2024 namentlich erwähnte und sich bei ihm bedankte. Als sich während seiner ersten Amtszeit große US-amerikanische Sportorganisationen und SportlerInnen von Trump abwendeten und Auftritte mit ihm ablehnten, öffnete die UFC ihre Käfigtüren. 2019 saß der Präsident bei »UFC 244«, einem der größten Events des Jahres, neben White auf dem besten Platz und ließ sich von den Kämpfern abschlagen. Seitdem sieht man ihn bei ausgewählten Events, immer darauf bedacht, von jeder Kamera eingefangen zu werden. 2008 versuchte Trump sogar mit »Affliction« eine eigene MMA-Marke aufzubauen.

Bei anderen Organisationen tritt Trump nicht auf. Warum auch, schließlich hat die UFC ein Monopol im Sport. Andere Organisationen sind zwar existent, aber keinerlei Konkurrenz für UFC. PFL aus den USA, One Championship aus Singapur, das japanische Rizin, M-1 Global aus Russland und das deutsche GMC – sie alle teilen sich dasselbe Schicksal. Sie sind nur »feeder leagues«, also Organisationen, deren Kämpfer allesamt früher oder später zur UFC gelangen wollen. Während die UFC ein wirtschaftlich kleinteiliges Wachstum der Konkurrenz zulässt, stellt sie sicher, dass sie bei zu großen Sprüngen rechtzeitig gegenwirkt.

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Martin Seng

Martin F. Seng ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Bildungsreferent und freier Journalist. Er beobachtet die Interdependenzen von Medien, Propaganda und Politik.

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