US-Finanzminister Scott Bessent und Jared Bernstein, ehemaliger Chefökonom von Präsident Joe Biden, scheinen sich einig zu sein, dass die US-Zinsen zu hoch sind. Erwartet uns also ein parteiübergreifender Konsens zugunsten einer Zinssenkung? Schön wär’s, aber man sollte sich keine allzu großen Hoffnungen machen.
Bernstein, der sich in der New York Times als »Haushaltsfalke« bezeichnet, hat eine mathematische Erkenntnis wiederentdeckt, die der ehemalige Chefökonom des IWF, Olivier Blanchard, bereits vor über 40 Jahren formulierte: »Ein Staat kann moderate Haushaltsdefizite aufrechterhalten, solange seine Wirtschaft schneller wächst als die Zinsen auf seine Schulden.«
Im Jahr 2011 habe ich dasselbe Argument für das Levy Economics Institute sogar noch stärker zum Ausdruck gebracht: »Liegt der Realzinssatz unter der Wachstumsrate, steigt das tragbare Defizit mit zunehmender Schulden-›Last‹. Aus diesem Grund können große Länder mit hoher Staatsverschuldung große Defizite einfahren und damit durchkommen, wie es die Vereinigten Staaten seit den 1930er Jahren fast ohne Unterbrechung getan haben.«
Wenn jedoch die Zinsen höher liegen als das BIP-Wachstum, beginnt die Staatsschuldenquote zu steigen. Bernstein veranschaulicht diese Befürchtung anhand einer aktualisierten und »inflationsbereinigten« Grafik aus einem aktuellen Buch von Blanchard.

Diese Grafik ist überaus seltsam.