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Gewinnorientierung bei ausländischen Direktinvestitionen ist gefährlich

Weltweite Direktinvestitionen kommen zunehmend aus China. Das gewinnorientierte System birgt Gefahren.

3 Minuten Lesedauer

China investiert global in grüne Energieinfrastruktur – wie hier in Ägypten. Credit: IMAGO/Xinhua

Obwohl die protektionistische Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump die Schlagzeilen beherrscht, ist sie bei weitem nicht der einzige Faktor, der die globale Produktion beeinflusst. Neue Investitionsmuster waren schon lange vor Trumps Zöllen dabei, die globale Wirtschaftslandschaft umzugestalten.

Nirgends wird dies deutlicher als bei den ausländischen Direktinvestitionen. Laut dem jüngsten Weltinvestitionsbericht der Handels- und Entwicklungsorganisation der Vereinten Nationen (UNCTAD) sind die Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen nach Europa, Südamerika und in weite Teile Asiens 2024 zurückgegangen. Im Gegensatz dazu stiegen die ausländischen Direktinvestitionen in Afrika um 75 Prozent auf 97 Milliarden Dollar und die in Südostasien um 10 Prozent auf 225 Milliarden Dollar.

Hinter diesen Trends verbirgt sich eine umfassendere Umstrukturierung der multinationalen Lieferketten, die sich stetig in Richtung Südostasien, Osteuropa und Mittelamerika verlagern. Folglich ändern sich auch die Muster ausländischer Direktinvestitionen: Während die USA, Japan und China nach wie vor die größten Investoren im Ausland sind, hat sich der Nahe Osten zu einer wichtigen Quelle ausländischer Direktinvestitionen entwickelt.

Die Länder des Golf-Kooperationsrates – Bahrain, Kuwait, Oman, Katar, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate – investierten in den Jahren 2022 und 2023 rund 113 Milliarden Dollar in Afrika und bauen damit ihre wirtschaftliche Präsenz auf dem Kontinent drastisch aus. Der größte Teil dieses Kapitals floss in Logistik- und Infrastrukturprojekte wie Häfen, Flughäfen und Verkehrsnetze sowie in Öl und Gas.

China investiert immer mehr

Der Schwerpunkt verlagert sich jedoch zusehends nach China, vor allem, was grüne Investitionen angeht. Ein neuer Bericht des Net Zero Industrial Policy Lab beleuchtet das Ausmaß chinesischer Direktinvestitionen im Ausland und zeigt, wie Chinas Vorstoß im Bereich der sauberen Energien seinen wirtschaftlichen Einfluss erhöht.

Der Bericht stützt sich auf eine Datenbank mit 461 von China unterstützten umwelttechnischen Produktionsprojekten, die zwischen 2011 und Mitte 2025 angekündigt wurden, und stellt fest, dass chinesische Unternehmen seit 2022 mehr als 220 Milliarden Dollar in 387 Projekte in 54 Ländern investiert haben. Dazu gehören Solar- und Windkraftanlagen, große Batteriewerke, mit neuen Energien betriebene Fahrzeuge, Ladeinfrastruktur und sogar Start-ups für grünen Wasserstoff in der Frühphase ihrer Entwicklung.

Laut dem Bericht werden die chinesischen Investitionen weitgehend von dem Bemühen der Unternehmen nach Marktzugang und zuverlässigen Rohstofflieferungen angetrieben. Während wichtigstes Ziel derartiger Projekte nach wie vor die ASEAN-Länder sind, stieg der Anteil des Nahen Ostens und Nordafrikas stark und lag 2024 bei über 20 Prozent. Auch Lateinamerika und Zentralasien zogen einen beträchtlichen Anteil chinesischer Direktinvestitionen auf sich.

Wichtig dabei ist, dass diese Welle chinesischer Direktinvestitionen nicht von staatseigenen Unternehmen ausgeht, sondern von Privatunternehmen, die sich weder auf Großkredite staatlicher Banken noch auf Subventionen der Regierungen der Gastgeberländer stützen. Wie einer der Autoren der Studie feststellte, »sind sich die chinesischen Regierungsvertreter der vollen Bandbreite und des Gesamtumfangs dieser privatwirtschaftlichen grünen Auslandsinvestitionen womöglich nicht bewusst«.

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Jayati Ghosh

Jayati Ghosh ist Entwicklungsökonomin und Professorin für Wirtschaftswissenschaften an der University of Massachusetts Amherst, USA.

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