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Das Wirtschaftsmagazin

Die finanzielle Instabilität der USA erklärt Trumps Aggressivität

Die extreme Auslandsverschuldung der USA erklärt Trumps aggressive Politik – und bietet Anlass, über Alternativen zum Dollarsystem nachzudenken.

4 Minuten Lesedauer
Collage: Surplus, Material: IMAGO/El Mundo, IMAGO/ANP, Planet Volumes

Wie ist die neue Welle von Handelskonflikten, die 2025 die Welt erfasst hat, zu bewerten? Um die Hintergründe besser zu verstehen, hat das World Inequality Lab kürzlich eine Studie über globale Handels- und Finanzungleichgewichte seit dem Jahr 1800 mit dem Titel Unequal Exchange and North-South Relations: Evidence from Global Trade Flows and the World Balance of Payments 1800-2025 veröffentlicht.

Mehrere dort getroffene Schlussfolgerungen sind unmissverständlich: Generell hält die Vorstellung eines sich spontan ausgleichenden und harmonischen Freihandels einer genaueren Analyse nicht stand. Seit 1800 gab es immer wieder massive und anhaltende Ungleichgewichte sowie eine Tendenz der dominierenden Mächte, ihre Position zu missbrauchen, um Handelsbedingungen durchzusetzen, die zu ihrem Vorteil und zulasten ärmerer Länder gingen.

Neu an der derzeitigen Krise ist, dass die USA ihren Einfluss auf die Weltpolitik verlieren und sich aktuell in einer Situation beispielloser finanzieller Instabilität befinden. Das erklärt die Aggressivität der Trump-Regierung. Seinen Forderungen nachzugeben – wie es die Europäer gerade bei den Militärausgaben (die größtenteils Transferzahlungen an die US-Rüstungsindustrie sind) oder bei der Besteuerung multinationaler Unternehmen getan haben – ist allerdings die schlechteste Strategie, die man wählen kann. Es ist an der Zeit, dass Europa seine Lethargie abschüttelt und sich mit den Demokratien des Globalen Südens zusammenschließt, um das Handels- und Finanzsystem im Sinne eines alternativen Entwicklungsmodells neu zu gestalten.

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Thomas Piketty

Thomas Piketty ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Paris School of Economics und schreibt die Kolumne »Pikettys Perspektive« bei Surplus.

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