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Das Wirtschaftsmagazin

Nein, Freihandel hilft nicht allen Ländern

Freihandel schafft nicht immer Wohlstand für alle. Doch in der VWL setzt man auf die falsche Theorie.

2 Minuten Lesedauer
Collage Surplus, Material: Zane Zlemeša

Donald Trump hat einem alten Klassiker zu neuen Schlagzeilen verholfen: David Ricardo. Um die Zollpolitik des US-Präsidenten zu kritisieren, wird nämlich Ricardos alte Handelstheorie bemüht – die der komparativen Vorteile. Der Tenor: Freier Handel schafft Wohlstand – und zwar für alle.

Ricardos Theorie ist bis heute Pflichtstoff in VWL-Vorlesungen. Die Idee ist schnell erklärt: Arbeitsteilung lohne sich zwischen zwei Ländern selbst dann, wenn ein Land alles besser kann als das andere, solange es sich auf das spezialisiert, was es relativ besser kann – so wie ein Manager, der Papierkram seinem Sekretär überlässt, obwohl er es vermeintlich selbst schneller könnte.

Doch taugt das wirklich, um internationalen Handel zu erklären – geschweige denn Trumps Wirtschaftspolitik zu entkräften? Nein. Ricardo modellierte die Idee anhand von Portugal und England, die jeweils Wein und Tuch produzieren. Portugal ist in beidem effizienter – doch soll sich laut Theorie auf Wein und England auf Tuch spezialisieren. Dadurch, so Ricardo, entstehen auf beiden Seiten Produktivitätsgewinne: mehr Wein, mehr Tuch, mehr Wohlstand für alle. 

So weit, so simpel. Aber: Die Realität ist keine einsame Insel mit idealtypischer Arbeitsteilung. Und auch keine Volkswirtschaft, in der sich Länder wie Schachfiguren an einem grünen Tisch koordinieren. In der Realität entscheiden Unternehmen über Warenströme, nicht Staaten. Und Unternehmen geben freiwillig keine Marktanteile ab – schon gar nicht, wenn sie effizienter produzieren als ihre Konkurrenz. 

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Maurice Höfgen

Maurice Höfgen ist Ökonom, Publizist und Herausgeber von Surplus.

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