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Das Wirtschaftsmagazin

Die ökonomischen Fehldiagnosen halten an

In seinem Buch »Fehldiagnose« rechnet Tom Krebs mit der deutschen Ökonomenzunft ab. Auch die Wirtschaftspolitik der Ampel kritisiert er.

3 Minuten Lesedauer

Collage: Surplus, Material: IMAGO/PIC ONE

Der Untertitel von Tom Krebs Buch Fehldiagnose spricht für sich: »Wie Ökonomen die Wirtschaft ruinieren und die Gesellschaft spalten«. Hier wird offensichtlich ganz groß mit der deutschen Ökonomenzunft und ihren Ratschlägen abgerechnet. Eine kleine Sensation ist dabei nicht nur die Heftigkeit der Kritik, sondern auch, von wem sie stammt. Bei Tom Krebs handelt es sich nämlich um einen Mainstream-Ökonomen und absoluten Insider.

Seit 2006 ist Krebs Professor für Makroökonomik und Wirtschaftspolitik an der Universität Mannheim, einer der Kaderschmieden der deutschen Volkswirtschaftslehre. Nach der Promotion an der Columbia University in New York lehrte und forschte er bis zu seinem Wechsel an die Universität Mannheim an verschiedenen US-Universitäten. Er war als wirtschaftspolitischer Berater beim Internationalen Währungsfonds, bei der Weltbank und der amerikanischen Zentralbank in Minneapolis aktiv. Seit 2022 sitzt er auf Vorschlag der Gewerkschaften als beratendes Mitglied in der Mindestlohnkommission, die regelmäßig Empfehlungen zur Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns abgibt. Irgendwann muss es offensichtlich zum großen Knall gekommen sein, der Tom Krebs zu seiner wütenden Abrechnung mit der Zunft getrieben hat. 


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Mit seinem Buch gelingt Tom Krebs nun eine gut verständliche Darstellung der deutschen wirtschaftspolitischen Debatte. Es enthält eine fundierte Kritik der Wirtschaftspolitik der Ampelregierung von der Energiekrise bis zum Schuldenbremsen-Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Zunächst geht es Krebs um konkrete Fehldiagnosen der Ökonominnen und Ökonomen. Im Mittelpunkt stehen vor allem die Forderung nach einem sofortigen Gasembargo gegen Russland nach dessen Einmarsch in die Ukraine. Außerdem kritisiert er die Vorschläge zur Gaspreisbremse, die die Gaspreise und die Belastung von Wirtschaft und privaten Haushalten nach dem explosionsartigen Anstieg wieder dämpfen sollte. In beiden Fällen hätten Ökonominnen marktradikale Politikvorschläge präsentiert und auf radikale Steuerung über Marktpreise und Schocktherapie gesetzt. Anfangs habe die Politik noch richtig reagiert, indem sie sich von den Embargo-Fehldiagnosen der Ökonomen nicht habe beeinflussen lassen und stattdessen auf Versorgungssicherheit gesetzt habe, um eine große Rezession zu verhindern. Bei der Gaspreisbremse sei sie dann unglücklicherweise doch deren Ratschlägen gefolgt, mit dem Resultat, dass am Ende die energieintensive Industrie ohne wirksamen Schutz vor dem Energiekostenanstieg gestanden habe. 

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Achim Truger

Achim Truger ist Wirtschaftsprofessor an der Universität Duisburg-Essen, »Wirtschaftsweiser« und schreibt die Kolumne »Eine Frage des Geldes« bei Surplus.

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