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Das Wirtschaftsmagazin

Rüstungsmarkt: Wie Rheinmetall sich bereichert

Rüstungskonzerne profitieren von den geopolitischen Spannungen. Staatliche Rüstungsmilliarden fließen in einen monopolistischen Markt.

3 Minuten Lesedauer
Ein Panzer von Rheinmetall auf der Rüstungsmesse in Paris 2024. Credit: IMAGO/Chris Emil Janßen

Die geopolitischen Spannungen nehmen zu, die Sicherheitsgarantien der USA werden fragwürdig. Davon profitieren Europas Rüstungskonzerne, auch beim deutschen Panzerbauer Rheinmetall laufen die Geschäfte großartig. Der Umsatz seiner Militärsparte legte im vergangenen Jahr um die Hälfte zu, der operative Gewinn des Konzerns kletterte sogar um über 60 Prozent auf den Rekordwert von knapp 1,5 Milliarden Euro. Das Geschäft mit Waffen ist extrem profitabel, was auch die Aktionäre von Rheinmetall freut. Die Rechnung zahlen dabei auch die Steuerzahler, immerhin ist einer der größten Kunden von Rheinmetall der deutsche Staat.

Wie lukrativ der Bau von Panzern ist, zeigt die operative Marge – also wie viel vom Umsatz beim Unternehmen als Gewinn vor Steuern und Zinsen hängen bleibt. Die 100 größten deutschen Aktiengesellschaften erzielten 2024 im Durchschnitt rekordhohe Gewinnspannen von 9,3 Prozent. Dagegen kam Rheinmetall auf einen Wert von 15,2 Prozent (im Vorjahr waren es 12,8 Prozent). Im Bereich »Defence« waren es sogar 19 Prozent. Und bei Waffen und Munition glänzte der Konzern dank »des hohen Volumenwachstums« mit einer Gewinnspanne von 28,4 Prozent nach 23 Prozent im Vorjahr. »Von jedem Euro an öffentlichen Geldern«, schreibt die Ökonomin und Surplus-Herausgeberin Isabella Weber auf der Plattform X, »bleiben dem Unternehmen 28,5 Cent an Gewinn – das ist ziemlich spektakulär.«

Nun ist eine hohe Rendite nicht per se ein Zeichen für überzogene Preise. Wenn ein Unternehmen ein Produkt auf den Markt bringen will, trifft es dort üblicherweise auf einen gängigen Marktpreis für sein Produkt, den die Konkurrenz vorgibt. Gelingt es einem Unternehmen, durch Kostensenkung und Effizienzsteigerung weit unter dem Marktpreis zu produzieren, wachsen Gewinn und Gewinnspanne, die seine gestiegene Produktivität widerspiegeln. 

Doch ganz so lehrbuchartig funktionieren Rüstungsmärkte nicht. Denn sie kennen zunächst nur einen einzigen Nachfrager: den Staat. Der will sich mit dem Kriegsgerät ein enorm wichtiges Mittel seiner Souveränität und seiner geopolitischen Macht beschaffen. Von dem gewünschten Produkt verlangt er daher beste Qualität, eine zuverlässige Lieferung, und einen beständigen Reparatur- und Erneuerungsservice. Das bedeutet eine jahrzehntelange Abhängigkeit vom Lieferanten.

Staaten wie Deutschland gehen daher nicht einfach auf den Panzer-Weltmarkt, vergleichen die Angebote und wählen das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Sondern sie bestehen auf Beschaffung im Inland. Das gewährleistet zum einen die politische Zuverlässigkeit des Lieferanten. Zum anderen fließen dadurch die staatlichen Rüstungsmilliarden nicht ins Ausland ab, sondern werden zu einem Teil der inländischen Wirtschaftsleistung. So ökonomisiert eine Regierung ihre Rüstungsausgaben und eröffnet ihrer heimischen Waffenindustrie darüber hinaus die Möglichkeit zum Rüstungsexport.

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Stephan Kaufmann

Stephan Kaufmann ist Wirtschaftsjournalist, verfasste einige Bücher und schreibt heute unter anderem für nd.DieWoche, Frankfurter Rundschau, Freitag und Deutschlandfunk.