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Studie: Mietpreiskontrollen reduzieren die Ungleichheit

Die Mietpreisbremse wirkt sich nicht nur auf das Wohnungsangebot aus. Eine Studie zeigt, dass sie die Ungleichheit stark senkt.

3 Minuten Lesedauer
In Deutschland ist kürzlich die Mietpreisbremse verlängert worden. Credit: IMAGO/Panama Pictures

Angesichts zunehmend angespannter Wohnungsmärkte in Ballungsräumen ist das Thema Wohnen zur sozialen Frage unserer Zeit geworden. Das liegt vor allem daran, dass hier ein handfester Verteilungskonflikt vorliegt: Auf der einen Seite stehen Mieterinnen und Mieter, deren (Arbeits-)Einkommen zunehmend von der Miete aufgefressen wird, auf der anderen stehen die Vermieter, die – von Rendite- und Kostendruck getrieben – die Mieten und damit ihr (Kapital-)Einkommen erhöhen. 

Die öffentliche Debatte konzentriert sich auf die Auswirkungen der Mietpreisbremse auf das Wohnungsangebot und die Mietpreise, dabei spielt sie auch für die Verteilung der Einkommen eine entscheidende Rolle. Der Zusammenhang zwischen Mietpreiskontrollen und Einkommensungleichheit wird in einer historisch-vergleichenden Studie zweier Berliner Forscher, Konstantin Kholodilin (DIW Berlin) und Sebastian Kohl (FU Berlin), die in der Fachzeitschrift Journal of European Social Policy erschienen ist, exemplarisch herausgearbeitet.

Die Autoren haben Daten aus 16 westlichen Ländern (inklusive Japan) zwischen 1900 und 2016 analysiert und herausgefunden, dass Mietpreiskontrollen dazu beitragen, die Einkommensungleichheit zu verringern. Dazu gehören Mietpreisbremsen, die den Anstieg der Mieten begrenzen, sowie härtere Mietpreisstopps. Anhand der jeweiligen nationalen Gesetzeslage bauen die Forscher einen Index der »Mietkontrollintensität«. Die Ungleichheit haben sie anhand verschiedener Indikatoren gemessen, darunter den Einkommensanteil der Top 1 Prozent, den Gini-Quotienten der verfügbaren Einkommen sowie das Verhältnis von Vermögen zu Einkommen. 

Generell gilt den Ergebnissen der Studie zufolge: je stärker die Mietpreiskontrolle, desto niedriger die Ungleichheit. Auch der Umkehrschluss hält der Analyse stand: In Zeiten hoher Ungleichheit waren Mieten stark dereguliert. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts bis heute lässt sich über alle untersuchten Länder beobachten, dass die Ungleichheit über die Weltkriege bis in die späten 1970er Jahre sank und danach wieder zu steigen begann. Spiegelbildlich zu diesem U der Ungleichheit folgt die Intensität der Mietpreiskontrollen in den untersuchten Ländern einem umgedrehten ∩. 

Das Verhältnis zwischen dem Einkommensanteil der Top 1 Prozent (linke Achse) und der Intensität der Mietpreiskontrollen (rechte Achse) in 16 westlichen Ländern von 1920-2016. Quelle: Kholodilin und Kohl (2023)

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Max Hauser

Max Hauser ist Politökonom und hat in Berlin, Rom und Paris studiert. Aktuell arbeitet er in der Entwicklungsberatung sowie als Redakteur bei Surplus.

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