Seit über 80 Jahren genießt der US-Dollar dank Amerikas einzigartiger Kombination aus Wirtschaftsgröße, glaubwürdigen Institutionen, tiefen und liquiden Finanzmärkten, geopolitischer Macht und – ganz entscheidend – Netzwerkeffekten die unangefochtene Vormachtstellung im Welthandel und im weltweiten Finanzwesen. Doch eine neue Variable ist im Begriff, die globale Währungsordnung neu zu gestalten: die Datenintegrität.
Da digitale Technologien zunehmend als Schienen fungieren, auf denen sich das Geld bewegt – sei es in Form von Stablecoins, tokenisierten Vermögenswerten oder digitalen Zentralbankwährungen –, hängen Widerstandsfähigkeit und Glaubwürdigkeit der Währungsnetzwerke nicht mehr nur von makroökonomischen Fundamentaldaten ab, sondern auch von der technologischen Stärke und Sicherheit der entsprechenden Infrastruktur. Freilich spielen makroökonomische Fundamentaldaten nach wie vor eine Rolle, und digitale Währungen bringen einige herkömmliche makroökonomische Herausforderungen mit sich. Insbesondere wäre es möglich, dass Stablecoins durch Privatisierung der Seigniorage und erleichterter Steuerhinterziehung zu einem Rückgang der Steuereinnahmen von Ländern führen.
Eine gefährdete Infrastruktur
Wenn ein Stablecoin seine Bindung zur Referenzwährung verliert – beispielsweise, weil seine Liquiditätspuffer sich als unzureichend erweisen –, könnte dies zu einem Vertrauensverlust führen und einen Run auf die Währung auslösen. Sind die Verbindungen des Stablecoins zu anderen Vermögenswerten ausreichend dicht, sind womöglich systemische Folgen zu erwarten. Als besonders disruptiv könnte sich ein ungeordneter Run auf US-Dollar-Stablecoins erweisen – privat emittierte digitale Token, die in erheblichem Umfang durch US-Staatsanleihen gedeckt sind und theoretisch eins zu eins gegen Dollar getauscht werden können. Undurchsichtige Berichts- und Rechnungsprüfungspflichten sowie unzureichende Regulierung in einigen Rechtsordnungen verstärken die Risiken.
Doch solche »klassischen« Glaubwürdigkeitsprobleme sind nur der Anfang. Die Welt steht möglicherweise auch eine neue Art von »Cyber-Run« bevor, ausgelöst durch Schwächen der technologischen Infrastruktur, die digitale Vermögenswerte stützt. Dieses Risiko zu verringern, wird nicht leicht sein: Wie das Nationale Institut für Standards und Technologie des US-Handelsministeriums warnte, könnten Quantencomputer bald in der Lage sein, viele der derzeit verwendeten Public-Key-Kryptosysteme zu knacken. Mit anderen Worten: Eine Infrastruktur, die heute robust erscheint, könnte sich morgen als instabil erweisen.
Die Auswirkungen auf die weltweite Währungsordnung präsentieren sich weitreichend. Als Emittent der dominierenden internationalen Währung genießen die Vereinigten Staaten seit Langem ein »exorbitantes Privileg«, das ihnen unter anderem die Möglichkeit gibt, selbst in Zeiten wirtschaftlicher Nöte Kredite zu niedrigen Zinsen aufzunehmen und dauerhaft hohe Handelsdefizite zu verzeichnen. Die Regierung unter Präsident Donald Trump scheint darauf zu setzen, dass die USA dieses Privileg behalten können, da der aktuelle globale Status des Dollars zu Nachfrage nach US-Dollar-Stablecoins und damit nach US-Staatsanleihen führt, was wiederum die Finanzierungskosten des US-Finanzministeriums senkt.