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Das Wirtschaftsmagazin

Wie sich die Entwicklungsfinanzierung wieder auf Kurs bringen lässt

Länder des Globalen Südens sind gefangen in Schulden. Für eine nachhaltige Entwicklung müssen diese neu verhandelt werden.

3 Minuten Lesedauer
Aktivistische Gruppen haben bei der 4. Internationalen Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung demonstriert. Credit: IMAGO/ZUMA Press Wire

Auf der 4. Internationalen Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung in dieser Woche fordern die Delegierten dringende Maßnahmen, um ein nicht länger funktionierendes System zu reparieren. Vor der dritten Konferenz dieser Art, die vor zehn Jahren in Äthiopien stattfand, waren weltweit beispiellose Fortschritte bei der Armutsbekämpfung, der Erhöhung der Schulbesuchsraten und der Bereitstellung von sauberem Wasser zu verzeichnen. Heute jedoch verlangsamen sich die Fortschritte nicht nur, sondern sie stagnieren potenziell – oder, noch schlimmer, kehren sich um.

Es wird erwartet, dass sich das globale Wachstum in diesem Jahr auf die (außerhalb einer Krise) niedrigste Rate seit 2008 verlangsamen wird. Besonders problematisch sind die Aussichten für die Entwicklungsländer, deren Wachstum bereits deutlich unter dem historischen Durchschnitt liegt, sowie für jene 35 Länder, vor allem in Afrika, die schon jetzt überschuldet oder stark überschuldungsgefährdet sind. Jedes dritte Land gibt heute mehr Geld für die Schuldentilgung aus als für Gesundheit oder Bildung.

Da die Schuldenzahlungen das für die Entwicklung benötigte Geld verschlingen, ist die Zukunft dieser Länder gefährdet. Derweil wächst weltweit die Kluft zwischen Arm und Reich. Oxfam schätzt, dass sich der Vermögenszuwachs der obersten 1 Prozent seit 2015 auf mehr als 33,9 Billionen Dollar beläuft – genug, um die Armut 22 Mal zu beenden.

Diese Situation wird sich nicht ändern, wenn nicht mehr Geld in die Entwicklungsländer fließt. Zudem ist Qualität genauso wichtig wie Quantität: Es gibt viel zu viele Finanzierungen, die zu finanziellen Notlagen führen, und viel zu wenige, die nachhaltiges Wachstum fördern.

Wir glauben, dass die Entwicklungsfinanzierung zu wichtig ist, um nicht alle Beteiligten einzubeziehen. Wie der verstorbene Papst Franziskus betonte, ist dies eine moralische Verpflichtung. Das ist die Botschaft des neuen Jubeljahr-Berichts des Vatikans zur Verschuldung, der die Arbeit einer globalen Expertenkommission widerspiegelt, in der einer von uns (Stiglitz) den Vorsitz führte.

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Joseph Stiglitz

Jospeh Stiglitz ist Wirtschaftsprofessor, Nobelpreisträger und war Chefökonom der Weltbank. Er ist weltweit einer der einflussreichsten Wirtschaftsanalysten.

Carlos Cuerpo

Carlos Cuerpo ist spanischer Ökonom und Politiker. Seit 2023 ist er Wirtschafts- und Handelsminister von Spanien.

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