Eine G20-Expertinnengruppe warnt vor einem »Ungleichheitsnotstand«. Unter der Leitung von Nobelpreisträger Joseph Stiglitz hat der unter der südafrikanischen G20-Präsidentschaft durch Cyril Ramaphosa eingesetzte Sonderausschuss zum Thema globale Ungleichheit seinen ersten Bericht der G20 vorgelegt. Dieser lag Surplus vorab vor. Die Expertinnen und Experten fordern demnach vor allem die Einrichtung eines neuen »Internationalen Gremiums für Ungleichheit«. Es solle die Politik beraten, analog zum Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimawandel (IPCC).
Joseph Stiglitz, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, sagte laut Bericht: »Die verfügbaren Daten zur Ungleichheit sollten alle Staats- und Regierungschefs weltweit beunruhigen. Die Welt hat erkannt, dass wir uns in einer Klimakrise befinden; nun ist es an der Zeit, dass wir erkennen, dass wir uns auch in einer Ungleichheitskrise befinden.« Neben Stiglitz sitzen fünf weitere Expertinnen und Experten im Ausschuss: Adriana E. Abdenur (Brasilien), Winnie Byanyima (Uganda), Jayati Ghosh (Indien), Imraan Valodia (Südafrika) und Wanga Zembe-Mkabile (Südafrika).
Neue Zahlen zur globalen Ungleichheit
In dem Bericht sind neue Daten zur Ungleichheit ausgewertet worden. Demnach erfüllen 83 Prozent aller Länder, in denen 90 Prozent der Weltbevölkerung leben, die Definition der Weltbank für hohe Ungleichheit. Seit dem Jahr 2000 habe das reichste Prozent der Welt 41 Prozent des neuen Vermögens an sich gerissen, während die unteren 50 Prozent der Menschheit ihr Vermögen laut Daten des World Inequality Labs nur um 1 Prozent gesteigert hätten. Konkret sei der durchschnittliche Reichtum des reichsten Prozents um 1,3 Millionen US-Dollar gestiegen, der der unteren 50 Prozent im gleichen Zeitraum in konstanten Dollarwerten von 2024 jedoch nur um 585 US-Dollar. Zudem entstünden auch zukünftig Probleme bei sozialer Mobilität, Fairness und Chancengleichheit – weil in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich 70 Billionen US-Dollar an Vermögen vererbt werden.
Das habe weitreichende negative Auswirkungen in den Bereichen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, unter anderem auf die Demokratie: Länder mit hoher Ungleichheit sind dem Bericht zufolge siebenmal häufiger von einem Rückgang der Demokratie betroffen als Länder mit größerer Gleichheit. Dem Bericht nach haben die Covid-19-Pandemie, der Krieg in der Ukraine und Trumps Zölle als eine »perfekte Sturmkonstellation« noch mehr Armut und Ungleichheit verursacht.
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