Unter ihnen der rote Teppich, zwischen ihnen die Übersetzer und hinter ihnen eine Entourage aus Funktionären und Sicherheitspersonal: Die beiden Staatschefs Xi Jinping und Wladimir Putin haben sich auf der größten chinesischen Militärparade, die es bis dato gab, prächtig verstanden. Sie unterhielten sich auch im Privaten, doch nicht jedes dieser Gespräche blieb der Öffentlichkeit vorenthalten. Ein Mikrofon zeichnete ein kurzes, dafür umso beängstigenderes Gespräch zwischen den beiden Autoritären auf: »Früher wurden Menschen nur selten älter als 70 Jahre, aber heute heißt es, dass man mit 70 Jahren noch ein Kind ist«, so der chinesische Übersetzer, Xi Jinpings Sprachrohr. Daraufhin antwortet Putin: »Menschliche Organe können kontinuierlich transplantiert werden. Je länger du lebst, desto jünger wirst du und kannst sogar Unsterblichkeit erlangen.«
Zwei der größten globalen Player – und sehr wahrscheinlich Milliardäre –, fabulieren über Unsterblichkeit und ewiges Leben. Und es sind längst nicht nur die beiden 72-jährigen Alphamänner, die solche Fantasien teilen. Denn seit den 2010er Jahren haben sich eine Vielzahl von Milliardären der lebensverlängernden Forschung verschrieben. Sie investieren Unsummen, um ein längeres Leben und den Ursprung desselbigen zu ergründen – und manche glauben, sogar den Tod mit Geld überwinden zu können.
Das Silicon Valley setzt auf Longevity
So investierte Peter Thiel bereits früh in das inzwischen geschlossene Pharmaunternehmen Unity Biotechnology, das bis 2020 an der Augenheilkunde und Arthrose forschte. Der 58-Jährige investierte über seine Stiftung auch in die US-amerikanischen Biotech-Unternehmen Counsyl, das Erbkrankheiten mittels DNA-Screenings untersuchte, Methuselah Foundation, das »bis 2030 aus 90 Jahren die neuen 50« machen will, und in die Alcor Life Extension Foundation. Letztere will Menschen mittels Kryokonservierung lange bis nach ihrem eigentlichen Todeszeitpunkt konservieren, damit zukünftige, noch nicht existierende, Technologien sie wiederbeleben. Selbst blinde Börseninvestitionen sind weniger spekulativ. Bereits 2021 förderte der OpenAI-CEO Sam Altman das Unternehmen Retro Biosciences mit 180 Millionen US-Dollar. Dessen Forschung soll nicht nur die Lebensspanne der Menschen um ein Jahrzehnt erweitern, sondern auch Krankheiten wie Alzheimer heilen. Auch Larry Ellison, Mark Zuckerberg, Jeff Bezos, Larry Page – die Reichsten der Reichen – haben umfassend in die lebensverlängernde Forschung investiert.
Auch von einem Elon Musk, der ohnehin immer mehr dem Prototyp eines James-Bond-Antagonisten gleicht, würde man solche Investments in die Lebensverlängerung erwarten. Stattdessen investiert er mit EctoLife in eine Firma, die an künstlichen Uteri und damit an einer Massenproduktion von Menschen forscht. Im schlimmsten Falle könnte Musk nicht nur auf seine Kapitalmacht, sondern auch auf die Macht, neues Leben zu schöpfen, zurückgreifen. Die finanzielle Macht von Musk, der demnächst ein Vergütungspaket von Tesla in Höhe von einer Billion US-Dollar erhalten soll, wurde sogar von dem Papst persönlich kritisiert. In einem Interview mit der katholischen Nachrichtenseite Crux monierte Leo VIX. die Diskrepanz von Managergehältern und denen der arbeitenden Klasse. Über Musk als womöglich ersten Billionär sagt der Geistliche nur: »Wenn das das Einzige ist, was noch einen Wert hat, dann haben wir ein großes Problem.«
Wem nützt das längere Leben?
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