TradeRepublic hat Großes vor. Mit seinem neuen »Private Markets«-Produkt will das Berliner Unternehmen vom Online-Broker zum Vermögensverwalter werden und dabei den Kundinnen und Kunden die Möglichkeit bieten, wie Profis zu investieren. Im Fokus stehen dabei Investitionen im bislang nur für wenige zugänglichen Private-Equity-Markt. Geschäftsführer Christian Hecker präsentierte das Produkt in Steve-Jobs-Manier: schwarz gekleidet vor riesiger weißer Leinwand, mit dem vollmundigen Versprechen, den Zugang zu hohen Private-Equity-Renditen zu »demokratisieren«. Eine Marketingkampagne mit dem Rapper Luciano soll eine junge Kundengruppe vom Investment überzeugen. Doch kann es halten, was es verspricht?
Was ist Private Equity?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir einen Schritt zurückgehen und zunächst Private Equity (PE) verstehen. Vergleichsweise wenige Unternehmensanteile stehen auf öffentlichen Märkten wie der Börse frei handelbar zur Verfügung, die große Mehrheit befindet sich im nicht gelisteten Privateigentum, wie etwa Familienunternehmen oder Mittelständler. Das Ziel von PE ist es, diese Unternehmen zu finden, zu übernehmen, neu zu strukturieren und gewinnbringend an die Börse zu bringen oder weiterzuverkaufen – der sogenannte »Exit«.
Nach der Finanzkrise 2008 erlebte die Branche eine goldene Ära mit ultra-niedrigen Zinsen, die billiges Fremdkapital ermöglichten und das verwaltete Vermögen von etwa 1 Billion Dollar (2008) auf über 6 Billionen Dollar (2024) wachsen ließen. Seit 2022 steht die Branche jedoch unter Druck durch stark gestiegene Zinsen, was zu einem Rückgang der Deal-Aktivität und Exit-Möglichkeiten führte.
Quelle: Bain Capital
Zu diesem Zweck setzen PE-Manager Fonds auf, in die institutionelle Investoren wie Versicherungen, Rentenkassen, aber auch sehr wohlhabende Individuen investieren können. Bisher war dieser Markt diesen Profis vorbehalten, denn ein Investment erforderte hohe Einstiegssummen und eine langjährige Bindung des investierten Kapitals unter hoher Unsicherheit – bis zum letzten Jahr, als die Europäische Union eine Reform der European Long-Term Investment Funds (ELTIFs) vollzog. Damit fielen regulatorische Hürden weg, die Kleinanlegern den Weg in diese Anlageklasse zuvor versperrt hatten. Die EU erhofft sich davon eine Vertiefung der Kapitalmarktunion sowie die Lenkung von bisher ungenutztem privatem Kapital in den Ausbau der Infrastruktur und des Energiesystems.
Das FinTech-Unternehmen Scalable Capital reagierte als erstes und setzte gemeinsam mit dem weltgrößten Vermögensverwalter BlackRock einen solchen Fonds auf, allerdings mit einer Mindesteinlage von 10.000 Euro. Trade Republic geht nun einen Schritt weiter und ermöglicht Investitionen bereits ab 1 Euro – für den PE-Bereich bisher unerhört niedrig.
Welche Firmen stecken hinter den Fonds?
Konkret bietet Trade Republic Investitionen in zwei ELTIFs an, die jeweils von den Vermögensverwaltern Apollo und EQT verwaltet werden. Der EQT-Fonds (ISIN: LU3176111881) beinhaltet 10 öffentlich einsehbare Investments in Firmen wie Flixbus, Vinted und die im Mittelmeerraum beliebte Wohnungsplattform Idealista. Dagegen hält sich Apollo (ISIN: LU3170240538) bedeckter: Nur die Anzahl der Investments und ihre Sektoren werden genannt. Auf Nachfrage von Surplus erklärt Trade Republic: »Apollo investiert vor allem in Technologie, Finanzdienstleistungen, Industrie und Konsum – neben klassischen Mehrheitsbeteiligungen auch in Wachstums-, Kredit- und Infrastrukturstrategien, mit Schwerpunkt USA.« ESG-Kriterien erfüllen beide Fonds nicht.
In beiden Fällen lockt eine unverbindliche »Marktzielrendite« von 12 Prozent pro Jahr. Das ist weitaus mehr als die durchschnittlichen 8,7 Prozent, die man bei dem ETF MSCI World, dem beliebtesten Sparprodukt in dieser Kundengruppe, erwarten kann. Die Zahl sei »als Nettozielgröße nach Abzug aller Kosten und Gebühren zu verstehen«, erklärt Trade Republic auf Nachfrage von Surplus. Und: »Sie basiert auf der historischen Wertentwicklung sowie den Zielrenditen vergleichbarer Fonds mit ähnlicher Strategie, Kostenstruktur und Laufzeiten.« Angesichts der hohen Kosten von bis zu 4,5 Prozent, die die Anlegerinnen und Anleger bezahlen müssen – 20 Mal höher als ein durchschnittlicher ETF-Sparplan –, impliziert das eine phänomenale Bruttorendite von 16,5 Prozent.
Dem Vermögensverwalter BlackRock zufolge wurden 2024 in Deutschland etwa 9,5 Millionen ETF-Sparpläne ausgeführt, mit wachsender Beliebtheit.
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