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Das Wirtschaftsmagazin

Private Equity bei Trade Republic: Raubtierkapitalismus ab dem ersten Euro?

Der Online-Broker Trade Republic eröffnet Kleinanlegern den Zugang zu Private Equity. Es werden zwar hohe Renditen versprochen, doch die Risiken sind das auch.

6 Minuten Lesedauer

Trade-Republic-CEO Christian Hecker will Kleinanlegern den Zugang zum Private-Equity-Markt erleichtern. Credit: IMAGO/Dreamstime/ABACAPRESS, Collage: Surplus

TradeRepublic hat Großes vor. Mit seinem neuen »Private Markets«-Produkt will das Berliner Unternehmen vom Online-Broker zum Vermögensverwalter werden und dabei den Kundinnen und Kunden die Möglichkeit bieten, wie Profis zu investieren. Im Fokus stehen dabei Investitionen im bislang nur für wenige zugänglichen Private-Equity-Markt. Geschäftsführer Christian Hecker präsentierte das Produkt in Steve-Jobs-Manier: schwarz gekleidet vor riesiger weißer Leinwand, mit dem vollmundigen Versprechen, den Zugang zu hohen Private-Equity-Renditen zu »demokratisieren«. Eine Marketingkampagne mit dem Rapper Luciano soll eine junge Kundengruppe vom Investment überzeugen. Doch kann es halten, was es verspricht?

Was ist Private Equity?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir einen Schritt zurückgehen und zunächst Private Equity (PE) verstehen. Vergleichsweise wenige Unternehmensanteile stehen auf öffentlichen Märkten wie der Börse frei handelbar zur Verfügung, die große Mehrheit befindet sich im nicht gelisteten Privateigentum, wie etwa Familienunternehmen oder Mittelständler. Das Ziel von PE ist es, diese Unternehmen zu finden, zu übernehmen, neu zu strukturieren und gewinnbringend an die Börse zu bringen oder weiterzuverkaufen – der sogenannte »Exit«. 

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Private Equity entstand in den 1940er-50er Jahren in den USA, als spezialisierte Firmen begannen, Kapital zu bündeln, um nicht-börsennotierte Unternehmen zu kaufen und zu entwickeln. Der moderne Boom begann in den 1980er Jahren mit ikonischen Deals wie dem KKR-Kauf von RJR Nabisco, wobei Fremdkapital genutzt wurde, um große Unternehmensübernahmen zu finanzieren.

Nach der Finanzkrise 2008 erlebte die Branche eine goldene Ära mit ultra-niedrigen Zinsen, die billiges Fremdkapital ermöglichten und das verwaltete Vermögen von etwa 1 Billion Dollar (2008) auf über 6 Billionen Dollar (2024) wachsen ließen. Seit 2022 steht die Branche jedoch unter Druck durch stark gestiegene Zinsen, was zu einem Rückgang der Deal-Aktivität und Exit-Möglichkeiten führte.

Quelle: Bain Capital

Zu diesem Zweck setzen PE-Manager Fonds auf, in die institutionelle Investoren wie Versicherungen, Rentenkassen, aber auch sehr wohlhabende Individuen investieren können. Bisher war dieser Markt diesen Profis vorbehalten, denn ein Investment erforderte hohe Einstiegssummen und eine langjährige Bindung des investierten Kapitals unter hoher Unsicherheit – bis zum letzten Jahr, als die Europäische Union eine Reform der European Long-Term Investment Funds (ELTIFs) vollzog. Damit fielen regulatorische Hürden weg, die Kleinanlegern den Weg in diese Anlageklasse zuvor versperrt hatten. Die EU erhofft sich davon eine Vertiefung der Kapitalmarktunion sowie die Lenkung von bisher ungenutztem privatem Kapital in den Ausbau der Infrastruktur und des Energiesystems. 

Das FinTech-Unternehmen Scalable Capital reagierte als erstes und setzte gemeinsam mit dem weltgrößten Vermögensverwalter BlackRock einen solchen Fonds auf, allerdings mit einer Mindesteinlage von 10.000 Euro. Trade Republic geht nun einen Schritt weiter und ermöglicht Investitionen bereits ab 1 Euro – für den PE-Bereich bisher unerhört niedrig.

Welche Firmen stecken hinter den Fonds?

Konkret bietet Trade Republic Investitionen in zwei ELTIFs an, die jeweils von den Vermögensverwaltern Apollo und EQT verwaltet werden. Der EQT-Fonds (ISIN: LU3176111881) beinhaltet 10 öffentlich einsehbare Investments in Firmen wie Flixbus, Vinted und die im Mittelmeerraum beliebte Wohnungsplattform Idealista. Dagegen hält sich Apollo (ISIN: LU3170240538) bedeckter: Nur die Anzahl der Investments und ihre Sektoren werden genannt. Auf Nachfrage von Surplus erklärt Trade Republic: »Apollo investiert vor allem in Technologie, Finanzdienstleistungen, Industrie und Konsum – neben klassischen Mehrheitsbeteiligungen auch in Wachstums-, Kredit- und Infrastrukturstrategien, mit Schwerpunkt USA.« ESG-Kriterien erfüllen beide Fonds nicht.

In beiden Fällen lockt eine unverbindliche »Marktzielrendite« von 12 Prozent pro Jahr. Das ist weitaus mehr als die durchschnittlichen 8,7 Prozent, die man bei dem ETF MSCI World, dem beliebtesten Sparprodukt in dieser Kundengruppe, erwarten kann. Die Zahl sei »als Nettozielgröße nach Abzug aller Kosten und Gebühren zu verstehen«, erklärt Trade Republic auf Nachfrage von Surplus. Und: »Sie basiert auf der historischen Wertentwicklung sowie den Zielrenditen vergleichbarer Fonds mit ähnlicher Strategie, Kostenstruktur und Laufzeiten.« Angesichts der hohen Kosten von bis zu 4,5 Prozent, die die Anlegerinnen und Anleger bezahlen müssen – 20 Mal höher als ein durchschnittlicher ETF-Sparplan –, impliziert das eine phänomenale Bruttorendite von 16,5 Prozent. 

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Ein ETF-Sparplan ermöglicht es Anlegern, regelmäßig automatisch kleine Beträge in börsengehandelte Indexfonds zu investieren, oft schon ab 25 Euro monatlich. Ein Indexfonds bildet dabei einen ganzen Marktindex wie den DAX oder die gesamte Weltwirtschaft nach, sodass Anleger mit einer einzigen Investition in hunderte Unternehmen gleichzeitig investieren können.

Dem Vermögensverwalter BlackRock zufolge wurden 2024 in Deutschland etwa 9,5 Millionen ETF-Sparpläne ausgeführt, mit wachsender Beliebtheit.

Was sind die Kosten und Risiken?

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Max Hauser

Max Hauser ist Politökonom und hat in Berlin, Rom und Paris studiert. Aktuell arbeitet er in der Entwicklungsberatung sowie als Redakteur bei Surplus.

#4 – Kampf um Zeit

Freizeit ist kein Luxus. Wer sie angreift, gefährdet Wohlstand und Freiheit.

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