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Das Wirtschaftsmagazin

Blackrock treibt die Stromkosten in die Höhe

Privatisierungen von staatlicher Infrastruktur sind teurer als staatliche Finanzierungen. Letztendlich tragen die Menschen und Unternehmen die Kosten für die Rendite der Investoren.

Strommasten und Windräder rund um das Kohlekraftwerk Niederaußem des Stromkonzerns RWE. IMAGO / Panama Pictures

Die Senkung der Energie- und Strompreise spielt nicht nur zur Überwindung der aktuellen Krise eine wichtige Rolle, sondern auch für den Erfolg der Energiewende insgesamt. Es wird dafür einen massiven Ausbau der Stromnetze geben müssen – geschätzt belaufen sich die Kosten bis 2045 auf 651 Milliarden Euro

Der Netzausbau ist notwendig, um den erhöhten Strombedarf im Zuge des ökologischen Umbaus zu decken. Klimaneutralität bedeutet eine Umstellung von fossiler Energie auf erneuerbaren Strom und auf Wasserstoff, wo eine Elektrifizierung nicht möglich ist. Der Großteil der Investitionen muss bis 2037 erfolgen, da zu dem Zeitpunkt das Stromnetz dekarbonisiert sein soll, um Klimaneutralität zu erreichen. 

Wenn der Netzausbau nur schleppend vorankommt, während erneuerbare Kapazitäten hochgefahren werden, können die Vorteile günstiger erneuerbarer Energie nicht genutzt werden. Im Gegenteil: Für Verbraucherinnen und Verbraucher wird es in dem Fall sogar teuer, was die Anreize zur Elektrifizierung für Haushalte und Unternehmen zerstört. Sie zahlen nämlich über die Netzentgelte eine »Gebühr«, damit Strom über die Netze transportiert werden kann. Die Netzentgelte wiederum dienen den Netzbetreibern als finanzielle Grundlage, mit der sie die Kosten für den Betrieb, die Wartung, die Systemdienstleistungen und den Ausbau der Stromnetzinfrastruktur decken. Je mehr Stromerzeugungsanlagen abgeschaltet werden müssen, da die Netze ausgelastet sind und den zusätzlichen Strom nicht transportieren können, desto höher fallen die Netzentgelte aus. 

Auswirkungen des Netzausbaus auf die Netzentgelte

In den vergangenen Jahren war das ein Problem. Die Netzentgelte fallen gerade dort am höchsten aus, wo am meisten Erneuerbare gebaut werden, nämlich ganz im Norden und Nordosten der Republik. Dadurch wird in den Regionen deutlich mehr Strom erzeugt als verbraucht. Um den erneuerbaren Strom in den industriell geprägten Süden des Landes zu transportieren, fallen im Norden und Nordosten die höchsten Kosten an, denn die Netze sind am Limit und die zusätzlichen Kapazitäten müssen abgeschaltet werden. Als Folge steigen die Netzentgelte. Zudem führen die geringere Bevölkerungsdichte und die großflächigen Netzstrukturen dazu, dass die Netzbetriebskosten auf weniger Verbraucherinnen und Verbraucher verteilt werden, was die Netzentgelte zusätzlich erhöht und den Unmut in der Bevölkerung und der Wirtschaft verstärkt. 

Kurzum: Die Netzentgelte sind zu einem Politikum geworden. Zugleich werden sowohl die Wirtschaft als auch Politik und private Haushalte nervös. Wenn die Investitionen für den Netzausbau bei mehreren hundert Milliarden bis 2045 liegen, wie würde sich das auf die Netzentgelte auswirken?

Öffentliche Finanzierung wird handhabbar, private Finanzierung sehr teuer

An der Universität Mannheim haben wir eine Studie zu der Frage veröffentlicht, wie sich unterschiedliche Finanzierungsmodelle der Stromnetze auf die Netzentgelte auswirken. Unsere Analyse zeigt, dass eine Finanzierung des Netzausbaus durch öffentliches Eigenkapital (ÖÖP) die kostengünstigste Option ist. Hier würden die Netzentgelte lediglich um durchschnittlich 1,7 ct/kWh steigen – trotz der hohen Investitionsbedarfe. Im Vergleich zu den historischen 5 ct/kWh, wäre das immer noch eine Steigerung von nahezu einem Drittel (34 Prozent), aber es wäre handhabbar. 

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