Kurz vor der Bundestagswahl schreibt der Wirtschaftsjournalist Klaus Schweinsberg im Manager-Magazin ein »Plädoyer für mehr Mumm«. In seiner Kolumne kritisiert er, die deutschen Unternehmerinnen und Unternehmer seien, was den Aufstieg der AfD angeht, bisher noch zu leise. Schweinsberg wünscht sich mehr Abgrenzung vom deutschen Unternehmertum zur AfD und stellt in seinem Text, was er die Gretchenfrage nennt: »Wie halten es die Unternehmen mit der AfD?« Optimistisch ist Klaus Schweinsberg keineswegs. Im Gegenteil: »Man muss es schonungslos sagen: Im Mittelstand wächst die Unterstützung für diese Gruppierung.«
Die offene Unterstützung für die AfD bleibt selten, aber die Brandmauer erodiert. Nicht nur in der Union werden die Stimmen lauter, die eine Normalisierung des Umgangs mit der AfD oder sogar eine Zusammenarbeit fordern. Auch in der Wirtschaft gewinnt diese Position an Zuspruch: Gerade hat der drittreichste Deutsche, Schraubenmilliardär Reinhold Würth, eine Minderheitsregierung der Union und gemeinsame Mehrheiten mit der AfD in den Raum gestellt. Das ist auch deswegen überraschend, weil er die AfD noch im vergangenen Jahr scharf kritisiert hatte. Er ist damit nicht alleine. In der »Petition der 100« hatten kurz zuvor 100 Unternehmer aus Sachsen-Anhalt eine CDU-Minderheitsregierung und eine themenbezogene Zusammenarbeit mit der AfD gefordert.
Drohen US-Verhältnisse?
Diese Verhältnisse erinnern an die USA. Als Trump zum ersten Mal zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wurde, unterstützen ihn nur einige wenige US-Milliardäre. Einer davon: Peter Thiel, Gründer und Anteilseigner des Tech-Riesens Palantir. Thiel warb schon 2016 für Trump, bis heute ist er ein zentraler Unterstützer. Inzwischen kann sich Trump über eine breite Sympathie aus dem Lager der Reichen freuen. Das prominenteste Beispiel ist Elon Musk – der reichste Mann der Welt, Aktionär und Mittelpunkt der Großunternehmen Tesla, SpaceX und X –, der kaum von Trumps Seite weicht und mit seiner Funktion beim »Department of Government Efficiency« (DOGE) unmittelbar politischen Einfluss erlangt hat.
Auch der ehemals Trump-kritische Teil des Großkapitals nähert sich der »Make America Great Again«-Bewegung an. Meta-Chef Mark Zuckerberg propagiert bei Joe Rogan Maskulinität. Jeff Bezos, Amazon-Gründer und Medienmogul, zensiert in der Washington Post kritische Kommentare. Sogar Bill Gates äußerte sich nach einem Treffen mit Trump positiv und beeindruckt. Auch wenn die Konflikte im Kontext der Trumpschen Zoll-Initiative zugenommen haben – aus der US-Wirtschaft kommt kaum Widerstand gegen Trump. Zwar schwadronieren nur wenige so offen von einem angeblichen »Woke Mind Virus« wie Elon Musk oder bekennen sich wie Peter Thiel zu ihrer antidemokratischen Haltung. Aber: Der Zeitgeist hat sich geändert. Rechte Ideologien, wie der Transhumanismus oder die neo-reaktionäre Philosophie, gewinnen an Bedeutung.
Ökonomische Allianz mit den Rechten
Allerdings greift es zu kurz, wenn wir uns nur die Ideologie der US-Milliardäre anschauen, um zu verstehen, was auf der anderen Seite des Atlantiks gerade vor sich geht. Die Unternehmerinnen und Unternehmer erhoffen sich auch ökonomische Vorteile von einer Trump-Präsidentschaft.
Abonniere unseren kostenlosen Newsletter, um diesen Text weiterzulesen:
Zum NewsletterGibt’s schon einen Account? Login