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»Child Penalty«: Mütter verdienen nach der Geburt fast 30.000 Euro weniger

Mütter verdienen in Deutschland oft weniger als Gleichaltrige ohne Kinder. Die Lohnunterschiede sind einer neuen Studie zufolge noch größer als bisher angenommen.

2 Minuten Lesedauer

Die Geburt eines Kindes bedeutet für viele Mütter in Deutschland noch immer einen langfristigen Einkommensverlust. Credit: IMAGO/NurPhoto

Im vierten Jahr nach der Geburt ihres Kindes verdienen Mütter durchschnittlich fast 30.000 Euro weniger als gleichaltrige Frauen ohne Kinder. Das hat eine neue Studie des ZEW Mannheim und der Universität Tilburg ergeben. Demnach ist der Einkommensverlust wesentlich größer, als bisher angenommen: Bisherige Schätzungen gingen von rund 20.000 Euro Unterschied aus. Dass die sogenannte »Child Penalty«, also die Einkommensverluste von Müttern nach der ersten Geburt, nun genauer analysiert werden konnte, begründet das ZWE mit methodischen Nachbesserungen, wodurch Verzerrungen korrigiert werden konnten. Neu ist, dass die Studienautorinnen und -autoren jeweils gleichaltrige Frauen mit oder ohne Kinder verglichen haben. So könne man »die Einkommensentwicklung im Fall ohne Geburt realistisch abbilden sowie die weiter fortgeschrittenen Karrieren älterer Mütter berücksichtigen«, sagte Valentina Melentyeva, Koautorin von der Universität Tilburg in den Niederlanden, laut Pressemitteilung.

Starke Unterschiede je nach Alter der Mutter

In der Studie sei deutlich geworden, dass die Einkommensverluste je nach Alter der Mutter bei Geburt sehr unterschiedlich ausfallen. Bei jüngeren Müttern gebe es aufgrund des entgangenen Lohnwachstums größere Einbußen, durch entgangenes Lohnwachstum gar einen relativen Verlust von über 100 Prozent. »Werden Frauen unter 30 Jahren erstmals Mutter, erleiden sie einerseits Verluste im gegenwärtigen Einkommen, andererseits verpassen sie auch wichtige Karriereschritte«, erklärt Studien-Koautor Lukas Riedel aus der ZEW-Forschungsgruppe »Ungleichheit und Verteilungspolitik«. Ältere und somit berufserfahrenere Mütter erleiden demnach geringere Verluste im Einkommen, weil sie die »Phase mit häufig hohem Lohnwachstum bereits durchlaufen und sich im Arbeitsmarkt etabliert« haben. Auch wenn ihre Einbußen aufgrund ihrer höheren Löhne in absoluten Zahlen nach der Geburt zunächst größer sind, relativieren sich diese langfristig stärker, weil es ihnen eher gelingt, die Karriere wieder aufzunehmen, wie Riedel erklärt. Den relativen Einkommensverlust, den jüngere Mütter erleiden, können sie Riedel zufolge hingegen oft nicht mehr aufholen.

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Xenia Miller

Xenia Miller ist Redakteurin bei Surplus. Sie hat vorher bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa) gearbeitet und Politikwissenschaften, Soziologie und Politische Theorie studiert.

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