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DGB: 123 Milliarden Schaden durch Tarifflucht

Deutschland würde sehr von einer breiteren Tarifbindung profitieren. Der DGB hat ausgerechnet, wo Staat und Menschen durch Tarifflucht Geld entgehen.

2 Minuten Lesedauer

Yasmin Fahimi, Vorsitzende des DGB, kämpft gegen Tarifflucht. Credit: IMAGO/Jens Schicke

Jährlich gehen den Sozialkassen in Deutschland rund 41 Milliarden Euro an Beiträgen durch »Tarifflucht und Lohndumping« verloren. Dieses Geld entgehe den Sozialversicherungsträgern, weil es keine flächendeckende Tarifbindung in Deutschland gibt, schreibt der Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in einem neuen Bericht zum Thema. Zuvor berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) darüber.

»Bund, Länder und Kommunen nehmen aus demselben Grund circa 24 Milliarden Euro weniger Einkommensteuer ein«, hieß es weiter. Auf Basis einer Sonderauswertung der Verdiensterhebung des Statistischen Bundesamts hatte der DGB die Zahl und die Verdienste der nach Tarif und der nicht nach Tarif bezahlten Beschäftigten untersucht. Hintergrund: »Aktuell profitieren (...)
nur noch etwa die Hälfte aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in
Deutschland von tarifvertraglichen Regelungen«, wie der DGB feststellt.

Die Berechnung des DGB

Millionen Menschen hätten – so der Befund des DGB – mangels Tarifvertrags weniger in der Tasche, als dies mit so einer vertraglichen Basis wohl der Fall wäre: »Mit sinkender Tarifbindung verschlechtern sich ihre Arbeitsbedingungen und Einkommensperspektiven.« Konkret berechneten die DGB-Fachleute, wie hoch die Mehreinnahmen bei Einkommensteuern und Sozialabgaben bei einer 100-prozentigen Tarifbindung ausfallen würden. Dann wurden die gesamten Sozialversicherungseinzahlungen, Steuereinnahmen und das Gesamt-Netto berechnet und mit der aktuellen Situation bei der Tarifbindung verglichen.

Tausende Euro weniger Lohn pro Jahr

Auch die Kaufkraft der arbeitenden Bevölkerung leidet laut DGB unter mangelnder Tarifbindung. Wären für alle Tarifverträge gültig, hätten die Beschäftigten demnach rund 58 Milliarden Euro mehr pro Jahr im Portemonnaie. Im Schnitt haben Beschäftigte ohne Tarifvertrag laut DGB jährlich 2.891 Euro netto weniger als Tarifbeschäftigte. Bei Beschäftigten im Osten ohne Tarifvertrag kommt der DGB sogar auf ein jährliches Netto-Minus von 3.451 Euro.

»Addiert man alle Kosten zusammen, also die Mindereinnahmen bei den Sozialversicherungen, dem Fiskus und im Geldbeutel der Beschäftigten, ergibt sich ein Schaden von 123 Milliarden Euro pro Jahr«, so der Gewerkschaftsbund. Dabei hätten sich die »Kosten der Tarifflucht« im Vergleich zur vorherigen Auswertung von 2023 leicht von damals 130 Milliarden Euro verringert. Ein Grund: eine »zaghafte« Erhöhung der Tarifbindung in einigen Ländern, wie der DGB feststellt.

»Eine hohe Tarifbindung ist kein Hemmschuh, sondern Motor für wirtschaftliches Wachstum – sie stärkt die Binnennachfrage und sichert gute, nachhaltige Arbeit«, sagte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell dem RND.


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