Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch »No Sweet Home« von der Journalistin und Soziologin Lara Schulschenk. Das Buch ist gerade im Gutkind-Verlag erschienen.
Ein bezahlbarer Mietvertrag ist in Deutschland mittlerweile ein großes Privileg. Er kann das ganze Leben beeinflussen. Er ermöglicht es, Geld für Kultur, Urlaub, Bildung oder die Altersvorsorge beiseitezulegen. Doch immer weniger Menschen kommen in diesen Genuss.
Das Zuhause, der Ort, der Sicherheit für Menschen bedeuten soll, wird für Mietende zum finanziellen Risiko. Eine alte Faustregel besagt, dass die Wohnkosten nicht ein Drittel des verfügbaren Einkommens übersteigen dürfen. In Deutschland lag das mittlere Einkommen einschließlich aller Sonderzahlungen 2024 bei 52.159 Euro brutto im Jahr. Gehen wir mal davon aus, dass davon etwa 2600 Euro netto bleiben. Das heißt, dass maximal 866 Euro für Wohnkosten ausgegeben werden sollten. Und zu Wohnkosten zählt nicht nur die Kaltmiete, dazu kommen mindestens Nebenkosten und Heizkosten. In Ballungsgebieten kosten WG‐Zimmer so viel. Aber auch in kleineren Städten kann es schwierig werden, dafür ein passendes Angebot zu finden. Ich kann sehr empfehlen, sich einmal das Angebot an verschiedenen Orten mit einer Obergrenze 866 Euro Warmmiete anzusehen. Und dabei muss man im Kopf haben: 50 Prozent der Menschen in Deutschland sind auf diese Wohnungen angewiesen, weil sie eben nur 866 Euro oder weniger für ihre Wohnkosten ausgeben können, ohne überlastet zu sein. Wer über hohe Mieten klagt, dem wird gern die Durchschnittsmiete entgegengehalten. Die lag in Deutschland 2021 bei 779 Euro pro Haushalt. Aber das ist auch ein bisschen egal.

Lara Schulschenk: No sweet home
Wie der Mietenwahnsinn unser Zuhause und unseren Zusammenhalt zerstört. September 2025, Gutkind-Verlag.
Die Ungleichheit verzerrt die Statistik
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