Ab dem 1. August ist das ganze Land in den Sommerferien. Damit steht auch der Sommerurlaub an – für diejenigen, die ihn sich noch leisten können. Doch die werden immer weniger. Jüngst ergab eine Auswertung des Statistischen Bundesamtes, dass sich rund ein Fünftel der Menschen – also rund 17 Millionen Menschen – hierzulande keine Woche Urlaub im Jahr leisten kann – nicht einmal als Besuch bei Freunden oder Verwandten. Unter den Alleinerziehenden können sich ganze 38 Prozent eigenen Angaben zufolge keinen einwöchigen Urlaub leisten.
Man könnte die Tatsache, dass der Urlaub für 21 Prozent der Menschen zu teuer geworden ist, als Luxusproblem abtun, immerhin steht Deutschland im europäischen Vergleich (Schnitt: 27 Prozent) noch relativ gut da. Doch die Zahlen dienen als Maß dafür, wie sehr Menschen angesichts materieller Engpässe auf bestimmte Dinge verzichten müssen. Wenn es finanziell bergab geht, wird zuerst an Entbehrlichem gespart, um das dringend Notwendige zu sichern. Dafür, dass Menschen sich keine Freizeit leisten können, braucht es nicht einmal die zahlreichen Ideen und Pläne der Bundesregierung, Feiertage, Teile der Rentenzeit oder die 40-Stunden-Woche abzuschaffen. Die Erholung bleibt auch so aus, aufgrund materiellen Zwangs.
Existenznot weitet sich aus
Viele Menschen müssen an vermeintlich Zusätzlichem wie dem Urlaub sparen, da die Lebenshaltungskosten auch nach Energiepreisschock und Pandemie noch immer sehr hoch sind. Lebensmittelpreise sind seit 2020 um etwa ein Drittel gestiegen – und nie wieder gesunken. Gaspreise für Neukunden haben sich seitdem zwar kurzzeitig um das Zehnfache erhöht, sich aber auf mehr als das Doppelte des Niveaus von 2020 eingependelt. Der Strompreis hat sein oberes Ende bislang nicht gefunden, nach rund 32 Cent/kWh im Jahr 2020 hat er sich in diesem Jahr durchschnittlich bei 37 Cent/kWh eingependelt – kommt aber nicht annähernd an die rund 14 Cent Anfang des Jahrhunderts heran.
Diese Kosten sind – für sich genommen, aber auch addiert – erdrückend und befeuern die Armut. Nachdem diese jahrelang auf 14,4 Prozent im Jahr 2023 gesunken ist, stieg sie 2024 wieder um mehr als 1 Prozent auf 15,5. Infolge der gestiegenen Armut und Lebenshaltungskosten hat auch die Obdachlosigkeit sehr stark zugenommen. Im Januar 2022 lebten noch 47.200 Menschen in Deutschland in Unterkünften für Wohnungslose; im Januar dieses Jahres waren es 137.125 Menschen – fast eine Verdreifachung innerhalb von drei Jahren. Der Zusammenhang der Wohnungslosigkeit mit der Wohnungskrise ist evident. Steigen die Wohn-, als auch die allgemeinen Lebenshaltungskosten stärker als die Löhne, können sich immer weniger ihre Wohnung leisten und sie in der Folge verlieren.