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Das Wirtschaftsmagazin

Musk könnte zum ersten Billionär werden – auf Kosten der Gesellschaft

Elon Musk könnte als erster Mensch ein Vermögen von einer Billion Dollar anhäufen. Das ist ein Versagen der Demokratie.

4 Minuten Lesedauer

Wie seine Raketen steigt auch Elon Musks Vermögen in hoher Geschwindigkeit auf. Credit: IMAGO/UPI Photo/Newscom/AdMedia

Es ist eine Inszenierung, wie sie zu Elon Musk passt: Flammen schießen unter der Starship-Rakete hervor, Rauch steigt auf, Jubel bei den Fans in Texas. Nach mehreren Fehlschlägen gelingt im August 2025 der zehnte Testflug in Elon Musks Starbase in Texas. Die bisher größte und leistungsstärkste Weltraumrakete schafft es ins All und landet eine Stunde später im Indischen Ozean. 

Der Start ist mehr als ein technisches Ereignis – er steht exemplarisch für Musks Methode. Der Tech-Milliardär erzählt von Visionen, die größer sind als die Realität, und zieht damit Investorinnen und Investoren sowie die Öffentlichkeit gleichermaßen in den Bann. Nun könnte Musk den nächsten Rekord anvisieren: als erster Mensch ein Privatvermögen von einer Billion Dollar anzuhäufen. Tesla-CEO Robyn Denholm kündigte jüngst ein Vergütungspaket an, das für Musk eine Billion Dollar innerhalb der nächsten Dekade in Aussicht stellt, wenn er vom Unternehmen festgesteckte Ziele erreicht.

Bis 2035 soll sich Teslas Marktkapitalisierung demnach mehr als verachtfachen, also von 1,09 Billionen US-Dollar auf 8,5 Billionen Dollar steigen. Zur Orientierung: Teslas anvisierter Wert wäre damit mehr als doppelt so hoch wie der von Nvidia, das mit seinen 4,2 Billionen Dollar Marktkapitalisierung bereits einen Rekord aufgestellt hat. Dafür müsse Tesla laut einem Bericht der Financial Times zwölf Millionen Elektrofahrzeuge mehr verkaufen, zehn Millionen Abonnenten des autonomen Fahrens hinzugewinnen, eine Million KI-gesteuerte Roboter verkaufen und die bereinigten Gewinne auf 400 Milliarden US-Dollar vervierundzwanzigfachen. Wie das Unternehmen diese Gewinnsteigerung schaffen soll, ist vielen noch unklar – zumal Tesla in diesem Jahr große Verluste eingefahren hat.

Milliardär dank Staat und Steuertricks

Das passt zu Musks Strategie, große Pläne anzukündigen, auch wenn sie noch nicht ausgereift sind, und sich selbst als Genie darzustellen, das seinen Erfolg allein seiner Ambition zu verdanken hat. Doch die Erzählung eines möglichen Selfmade-Billionärs verschweigt, wie sehr Musks Aufstieg von staatlichen Geldern und politischen Rahmenbedingungen getragen wurde.

Tesla profitierte jahrelang von Kaufprämien für E-Autos, die den Absatz überhaupt erst massentauglich machten, auch wenn Trump diese bis Ende September auslaufen lassen will. SpaceX erhielt allein von der NASA Verträge in Milliardenhöhe. Laut Berechnungen der Washington Post summieren sich die öffentlichen Gelder, Subventionen und Kredite für Musks Unternehmen auf rund 38 Milliarden Euro. Musk selbst räumte ein, dass er ohne staatliche Kredite 2020 fast bankrott gewesen wäre. 2021 wurde er dann zum reichsten Menschen der Welt und zum ersten Menschen, der mehr als 300 Milliarden Dollar besitzt.

Auch das Steuerrecht spielt ihm in die Hände. Der »Tax Cuts and Jobs Act« aus Trumps erster Amtszeit erlaubt es Unternehmen, Verluste unbegrenzt gegen künftige Gewinne zu verrechnen. SpaceX konnte so einen operativen Verlust von 5,4 Milliarden Dollar anhäufen und damit bislang nahezu vollständig auf Steuern verzichten – trotz inzwischen profitabler Verträge. Musk nutzt also nicht nur den Kapitalmarkt, sondern auch staatliche Spielräume maximal aus.

Reichtum aus Kurssprüngen

Was Musk von anderen Superreichen unterscheidet, ist unter anderem die Dynamik seines Vermögens. Zwar schaffte es Oracle-Gründer Larry Ellison Anfang September sogar kurzzeitig auf den Thron des reichsten Menschen mit laut Bloomberg 393 Dollar, die zu diesem Zeitpunkt die auf 385 geschätzten Milliarden Musks übertrafen. Doch während Ellison, Jeff Bezos oder Mark Zuckerberg stark von ihrem jeweiligen Hauptunternehmen abhängig sind, profitiert Musk gleich von mehreren Boombranchen: E-Mobilität, Raumfahrt, KI, Robotik.

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Isabel Knippel

Isabel Knippel ist Journalistin und Politökonomin. Sie hat in Dresden, São Paulo, Kampala und Mainz studiert und arbeitete zuletzt für den finanzpolitischen Think Tank Fiscal Future.

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