Bei der letzten Heizkostenabrechnung auch einen Schreck bekommen? Hunderte oder Tausende Euro nachzahlen zu müssen, ist heute keine Seltenheit mehr. 5,3 Millionen Menschen saßen in Deutschland 2024 laut eigenen Angaben im kalten Zuhause, weil sie es sich schlichtweg nicht leisten konnten, ausreichend zu heizen.
Das ist nicht einfach nur ungemütlich. Kälte gefährdet die Gesundheit der Betroffenen. Die Krankenkasse Barmer warnt vor einer Zimmertemperatur unter 15 Grad. Dann drohten vermehrte Atemwegsinfektionen bei den Bewohnenden und Schimmelbildung in den Räumen. In einer aktuellen Recherche kommt Correctiv.Europe zu einem drastischen Ergebnis für europaweit über 47 Millionen Menschen, die nicht ausreichend heizen können: »Menschen in kalten und feuchten Wohnungen haben nicht nur ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen, sondern auch für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und chronische Atemwegsinfektionen.« Das gesundheitliche Risiko von Kälte scheint in der öffentlichen Wahrnehmung aber eine viel geringere Rolle zu spielen als die von Hitze. Dabei ist die kältebedingte Sterblichkeit europaweit zehnmal höher als die hitzebedingte.
Heizen ist also essenziell und nicht nur was für Warmduscher. Die Kosten für Wärme sind seit 2020 aber um ungefähr die Hälfte gestiegen. In den nächsten Jahren wird es nicht besser – im Gegenteil: Laut der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online wird das Heizen mit Gas oder Öl in 20 Jahren dreimal so teuer sein wie heute. Die Kosten für Fernwärme und Holzpellets würden sich außerdem verdoppeln.
Umso schlimmer, wenn die eigene Wohnung nicht modern beheizt oder nicht einmal ordentlich gedämmt ist. Und das ist sehr häufig der Fall. In Deutschland gibt es nämlich einen massiven Modernisierungsstau bei Wohngebäuden. Die Sanierungsquote ist seit Jahren nicht einmal halb so hoch, wie sie sein müsste.
Vermieter sparen, Mieter und das Klima leiden
Das ist besonders ärgerlich für diejenigen, die das selbst nicht in der Hand haben, weil sie zur Miete leben und den hohen Heizkosten somit ausgeliefert sind. Allzu häufig haben ihre Vermietenden in den letzten Jahrzehnten Gewinne eingesackt, sich aber nicht ausreichend um energetische Sanierungen gekümmert. Sie sind ihrer gesellschaftlichen Verantwortung damit schlichtweg nicht gerecht geworden. Wenn diese Vermietenden jetzt mitten in einer Baukrise besonders teuer sanieren müssen, weil ihnen ihre Gewinne über Jahrzehnte wichtiger waren als Reinvestitionen, dann sollten das nicht ihre Mietenden zahlen müssen. Das müssen sie aber zum Teil, weil Vermietende bis zu acht Prozent der Modernisierungskosten durch Mieterhöhungen auf ihre Mietenden umlegen können.
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