Die Technologie sollte uns in die Zukunft katapultieren, uns das Leben erleichtern, das Tor zum Wohlstand für alle öffnen. 34 Jahre nachdem man uns das World Wide Web geschenkt hat, haben wir: Labubus und Dubai-Schokolade. Alle paar Wochen schwemmt ein neues, noch nie dagewesenes Produkt die Feeds und die Geldbeutel. Jedes Mal wirft das Produkt die Frage auf, wer in aller Welt es sich ausgedacht hat, und welche Nachfrage das bitte bedienen soll. Ebenso schnell ebben die Hypes auch wieder ab, werden endemisch: Der Stanley-Cup ist nur noch eine stinknormale Trinkflasche. Die Trends gehen nicht spurlos an den Konsumentinnen und Konsumenten vorbei, sie bauen Kaufdruck auf, präparieren im selben Schwung auf den nächsten Trend-Zyklus und hinterlassen das Gefühl, sich niemals das leisten zu können, was die Marketing-Abteilung einem weismacht, sich sehnlichst und schon immer gewünscht zu haben.
Wenn man sich als Millennial noch vor dem zwanzigsten Lebensjahr endgültig vom Eigenheim-Traum verabschiedet hat, das Auto in der Großstadt ohnehin Quatsch ist, und die Rente, ja die Rente …, dann bringen uns die kleinen Gimmicks des Alltages den reichen Influencern zumindest ein Stück weit näher. Sie lösen das Versprechen, das der Kapitalismus nie eingelöst hat, dem Anschein nach ein: dass er in Kombination mit technologischem Fortschritt alle reich oder zumindest wohlhabend machen würde – bemüht man sich nur genug darum. Nun ist der Matcha nach der Yoga-Class aber kein Beweis des Reichtums, kehrt man danach in sein überteuertes WG-Zimmer ein und fürchtet schon die nächste Heizkostenabrechnung.
Popkulturelles Frühwarnsystem für Wirtschaftskrisen
Der schlechte Zustand der Wirtschaft und der Welt ist spürbar. Er nagt am eigenen Selbstverständnis, sich einen gewissen Lebensstandard aufbauen zu wollen, am Vertrauen in eine bessere Zukunft mit Frieden und ohne Klimawandel, und ist messbar an sogenannten »Recession Indicators«. Der in den sozialen Medien und aus der Selbstbeobachtung beim übermäßigen Trend-Konsum heraus entstandene Begriff bezeichnet in der bekannten ironischen Manier der Gen Z Alltagsphänomene, die auf eine Rezession hinweisen. Junge Erwachsene konsumieren nicht einfach nur belanglose und überteuerte Wegwerfprodukte, sie wissen deren Beliebtheit und ihre eigene Anfälligkeit für sie auch ökonomisch zu deuten: In Tiktoks erklären sie, dass Labubus ein Zeichen dafür sind, dass es wirtschaftlich bergab geht.
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