Jede und jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte hat ein Gehalt von weniger als 2.750 Euro brutto im Monat. Das entspricht genau 20,9 Prozent oder 4,6 Millionen Menschen, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, der eine entsprechende Antwort der Bundesregierung an den Linken-Abgeordneten Dietmar Bartsch vorliegt. 41,6 Prozent beziehungsweise 9,2 Millionen Menschen verdienen demnach unter 3.500 Euro im Monat. Enthalten sind nur regulär sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigte; Menschen in Ausbildung zum Beispiel nicht. Die Zahlen stammen von Ende 2023, aktuellere liegen laut Bundesregierung bislang nicht vor.
Bartsch sagte der dpa zufolge, dass Deutschland »kein Hochlohnland« sei, sondern »ein millionenfaches Lohnproblem« habe. Bei teils horrenden Mietkosten und gestiegenen Preisen für Lebensmittel und Energie sei es für Millionen Menschen eine Herausforderung, die Kosten des Alltags zu stemmen. Die Bundesregierung hätte einen Mindestlohn von 15 Euro festlegen sollen, kritisierte Bartsch: »Deutschlands Beschäftigte brauchen eine ernsthafte Lohnoffensive.«
Viele Rentnerinnen und Rentner in Armut
Zudem äußerten sich die niedrigen Monatslöhne in zu niedrigen Renten: Um eine Rente über dem Armutsniveau zu erhalten, müsse der Monatsbruttolohn bei über 3.300 Euro liegen, schreibt die dpa. In Deutschland gilt laut Statistischem Bundesamt als »armutsgefährdet«, wer ein Nettoeinkommen von unter 1.378 Euro im Monat hat. Das betrifft 15,5 Prozent der Menschen hierzulande. Menschen im Ruhestand sind laut Paritätischem Gesamtverband mit 19 Prozent überproportional betroffen, wie die dpa berichtet.
»Löhne unter 3.500 Euro sind faktisch eine Garantie für Renten auf Armutsniveau«, sagte Bartsch demnach. Aus einer seiner vorigen Anfragen an die Bundesregierung gehe hervor, dass aktuell 25 Prozent aller Menschen, die sich 45 Jahre in der Rentenversicherung befanden, eine armutsgefährdende Rente von unter 1.300 Euro erhalten. Der Linken-Politiker nannte dies »eine politische und soziale Unverschämtheit«.
Unterschiede zwischen Ost und West
Weiterhin besteht ein Lohngefälle zwischen West und Ost: In den ostdeutschen Bundesländern erhielten der dpa zufolge rund 60 Prozent der Vollzeitbeschäftigten weniger als 3.500 Euro im Monat (bundesweit 40 Prozent). In Baden-Württemberg sind es hingegen nur 33,6 Prozent. In der Lohngruppe mit unter 2.750 Euro befinden sich in Ostdeutschland fast jede und jeder Dritte, in Mecklenburg-Vorpommern sind es zum Beispiel 36 Prozent.
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