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Das Wirtschaftsmagazin

Privatiers sind die wahren Totalverweigerer

An 365 Tagen freihaben und von der Arbeitszeit anderer leben? Statt über die vermeintliche Faulheit der Ärmsten sollten wir über die der Privatiers sprechen.

2 Minuten Lesedauer
Credit: Collage Surplus

Ran an die Arbeit! So lautet das Credo neoliberaler Unternehmer, Politiker und Journalisten in diesem Land. Gemeint ist praktisch jede und jeder: Vollzeitbeschäftigte sollen Überstunden machen, Teilzeitbeschäftigte ihre Stunden aufstocken, Rentner später in Rente gehen, Arbeitslose und Kranke zur Arbeit gehen. Allen zusammen sollen dann ein oder gleich mehrere Feiertage gestrichen werden.

Dabei fällt eine Gruppe aus der Diskussion: die Privatiers – jene, die 365 Feiertage haben und in Saus und Braus leben. 872.000 Privatiers gibt es in Deutschland. Es sind jene, die nicht erwerbstätig sind, weil sie von ihrem Vermögen und dessen Erträgen leben – also von anderen Menschen, die arbeiten. Nicht ohne Grund stammt der Wortstamm aus dem Lateinischen, wo »privare« für »berauben« und »entziehen« steht. Privatiers sind etwa jene, die viel geerbt haben, die Unternehmen gegründet und verkauft haben, oder Einkommensmillionäre, die sich zur Ruhe setzen. Natürlich befinden sich unter den Privatiers auch Leute, die auf kleinem Fuß vom Ersparten leben. Doch der Großteil badet im Luxus. Sie konsumieren das, was andere in ihrer Arbeitszeit produzieren. Geld arbeitet »von allein« schließlich genauso wenig wie Privatiers.

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Lukas Scholle

Lukas Scholle ist Ökonom, Gründer und Chefredakteur von Surplus.

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