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Wirtschaftsprofessorin: Der Globale Süden muss sich gegen die nächste Finanzkrise absichern

Kapitalflucht, abstürzende Währungen und Versorgungskrisen: Die nächste Finanzkrise ist für den Globalen Süden eine Gefahr.

3 Minuten Lesedauer

Wenn in New York die Kurse fallen, hat das Auswirkungen auf der ganzen Welt. Collage: Surplus, Material: IMAGO/NurPhoto/UPI Photo

Während die Aktienmärkte Rekordhöhen erreichen, lässt die zunehmende finanzielle Anfälligkeit in den USA und Europa die Alarmglocken schrillen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat diese Bedenken kürzlich aufgegriffen und Befürchtungen vor einer drohenden Krise geschürt.

Die Warnzeichen sind allgegenwärtig – und sie sind beunruhigend vertraut. Die Preise von Vermögenswerten klettern weit über das Niveau, das sich durch die zugrundeliegenden Fundamentaldaten rechtfertigen ließe, während Finanzintermediäre außerhalb des Bankensektors inzwischen eine ähnliche Rolle spielen wie die »Schattenbanken« der Jahre vor der Finanzkrise von 2008. Gleichzeitig hat der Aufstieg der Stablecoins die regulierten Banken in die undurchsichtige Welt der Kryptowährungen hineingezogen, und es fließen Unsummen spekulativen Kapitals in KI-Aktien, die mehr von einem Hype als von nachweislichen Renditen getragen werden.

Der Crash bahnt sich an

Diese Trends tragen die untrüglichen Zeichen einer Finanzblase, die in ihr prekärstes Stadium eintritt, in dem selbst geringfügige Stimmungsschwankungen bei den Anlegern eine scharfe Korrektur auslösen können. Der jüngste Zusammenbruch des US-Autoteilezulieferers First Brands und des Subprime-Autokreditgebers Tricolor, die beide stark schuldenfinanziert und eng mit Nicht-Bank-Finanzinstituten verbunden waren, könnte erste Anzeichen für strukturelle Schwächen sein, die gerade erst ins Blickfeld geraten.

Hinter dieser zunehmenden Anfälligkeit steht die rasche Expansion privater Finanzinstitute im Laufe des vergangenen Jahrzehnts. Nach Angaben des Finanzstabilitätsrates (FSB) entfällt auf diese Unternehmen, die sich Geld von Kleinanlegern beschaffen und ihre Positionen durch aggressive Kreditaufnahme hebeln, inzwischen fast die Hälfte des weltweiten Finanzvermögens. Ihre Risikofreudigkeit hat dazu beigetragen, die Vermögenspreise selbst in Zeiten von Unwägbarkeiten beim Handel und politischer Volatilität in die Höhe zu treiben. Und der weitere Abbau ohnehin schon schwacher Finanzvorschriften unter US-Präsident Donald Trump hat die Bedrohung noch verstärkt.

Zusammengenommen könnten diese Kräfte den von dem Wirtschaftshistoriker Charles Kindleberger beschriebenen manischen Zyklus in Gang setzen. Die erste Phase, der »Überschwang«, ist von Optimismus und Übermut geprägt. Darauf folgt unweigerlich eine Phase der »Stringenz«, in der die Zahlungsausfälle zunehmen und die Kreditvergabe restriktiver wird, und die irgendwann in eine Phase der »Abscheu« übergeht, in der die Finanzmärkte von Angst beherrscht werden und selbst solvente Kreditnehmer Schwierigkeiten haben, eine Finanzierung zu finden. Ob diese Abfolge in einer ausgewachsenen Panik und einem Zusammenbruch gipfelt, hängt weitgehend davon ab, wie die Regierungen reagieren. Aber auch ohne einen Crash können die Folgen schwerwiegend sein.

Finanzkrisen betreffen nicht alle gleich

Wenn man sich an der Geschichte orientiert, stellt sich die Frage, wann – und nicht ob – es zu einer weiteren großen Finanzkrise kommen wird. Für den Großteil der Weltbevölkerung ist die dringlichere Sorge jedoch, wie sich eine von den USA und Europa ausgehende Krise auf ihre eigenen Länder auswirken wird.

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Jayati Ghosh

Jayati Ghosh ist Entwicklungsökonomin und Professorin für Wirtschaftswissenschaften an der University of Massachusetts Amherst, USA.

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